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Berlin: Eiland der Exoten

Die Papageien müssen die Pfaueninsel bis 2008 verlassen

Neun statt einst 20 Papageien genießen noch in ihrer Voliere auf der Pfaueninsel Asyl. Bis 2008 muss die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten für sie ein neues Zuhause gefunden haben – ihr bisheriges soll bis 2010 restauriert und mit neuen Bewohnern besiedelt werden.

Nur noch die mitten auf der Insel gelegene denkmalgeschützte Voliere erinnert an die dortige königliche Menagerie, deren Bestand 1842 als Grundstock für den Berliner Zoo abgegeben wurde. 1797 hatte Friedrich Wilhelm II. das Eiland kultivieren lassen. Mit Park, Lustschlösschen und den Pfauen als prächtigen Statussymbolen schlug er sozusagen selbst königlich Rad – bei seiner Geliebten Wilhelmine Encke, der späteren Gräfin Lichtenau. Schon im 19. Jahrhundert lebten auch Papageien und Kakadus auf der Insel – untergebracht im nicht erhaltenen Lamahaus der ehemaligen Menagerie.

Ab 1979 nahm der langjährige Leiter der Pfaueninsel, der spätere Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Michael Seiler, diese Exoten wieder auf. Aus der alten Voliere wurde eine Auffangstation für Vögel, die von ihren Haltern abgegeben wurden oder wegen illegaler Einfuhr vom Zoll beschlagnahmt worden waren.

Bis zu 20 Papageien lebten zeitweise in der Voliere und wurden mit ihrem Gesangsrepertoire zum Publikumsmagneten. „Da konnten einige sogar die Pippi-Langstrumpf-Melodie und Hochzeitslieder pfeifen“, erinnert sich Ayan Ayrilmaz, ehemaliger Inselbewohner und Architekt in der Schlösserstiftung.

Die letzten neun Vögel sollen nun die Insel bis 2008 verlassen und in anderen Einrichtungen unterkommen. Amtsärzte und Veterinärmediziner wiesen seit Jahren immer wieder auf die Gefahr drohender Psittakose hin – auch Papageienkrankheit genannt. Gefährdet seien nicht nur die Tierpfleger, sondern auch die Besucher. Die nur von Krummschnäbeln übertragene Krankheit verbreite sich durch Keime in der Voliere, vor allem, wenn es zu viele Tiere sind und der Luftaustausch nicht ausreicht.

Stünde die Voliere auf der freien Wiese, wäre das kein Problem, sagte Ayrilmaz. So aber stehe das Gebäude zwischen Bäumen, deren dichtes Blätterdach im Sommer kaum UV-Licht durchlasse. Und entfernen könne man nicht einen Baum – das Areal steht unter allerhöchstem Schutz der sogenannten Fauna-Flora-Habitat, kurz FFH-Richtlinie. Die wurde 1992 von der Europäischen Union beschlossen und schützt natürliche Lebensräume sowie wildlebende Tiere und Pflanzen.

Die Voliere ist denkmalgeschützt und zählt weltweit zu den ältesten Bauwerken dieser Art. Schon deshalb soll sie nach erfolgter Restaurierung 2010 wieder die Bewohner bekommen, die sie ursprünglich hatte: Waldvögel und anderes einheimisches Getier. Zumal die ab 1979 in der Voliere untergekommenen Asylanten mit ihren kräftigen Schnäbeln bis heute wenig Respekt vor ihrer historischen hölzernen Unterkunft zeigen – sie fressen sie nach und nach einfach auf. hema

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