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Berlin: Ein Geldkeller vom Feinsten

Am Bebelplatz wird eine Bank zum Luxushotel. Was tun mit dem Tresor? Es gibt Vorbilder in Berlin

Mit der Entscheidung, aus dem denkmalgeschützten Bankhaus an der St. Hedwigs-Kathedrale ein Hotel zu machen, hat Sir Rocco Forte einen Glücksgriff getan. Der britische Hotel-Millionär kann sich über eine wahrlich exquisite Lage freuen. Rechts die Staatsoper, vis-à-vis die Humboldt-Universität, Unter den Linden und der Gendarmenmarkt in Sichtweite. Am Donnerstag kommt er in die Stadt, um seine Pläne für das „Grand Hotel de Rome“ vorzustellen, das er 2006, pünktlich zur Fußball-Weltmeisterschaft, eröffnen will. Und vielleicht sagt er dann auch schon etwas zu den Hinterlassenschaften der Bank im Keller: die Tresore sind so massiv und groß, dass sie nicht abgerissen werden können, ohne die Statik des Hauses zu gefährden.

Sir Rocco Forte hat einen 20 Jahre währenden Mietvertrag für das ehemalige Haus der Dresdner Bank unterschrieben, weil es vollständig den Anforderungen an ein neues Haus seiner exquisiten Hotelkette entspricht: zentrale Lage, historisches Gemäuer, schönes Umfeld. Für den Keller ist dann noch etwas Kreativität gefragt, denn die Tresorräume sollen in den Komplex integriert werden – allerdings sind sie für einen normalen Hoteltresor ein wenig zu groß. Vor dem letzten Krieg residierte hier die Dresdner Bank, danach die Staatsbank der DDR, entsprechend voluminös ist die Hinterlassenschaft.

Dass Tresore als Event-Ort nicht ungeeignet sind, zeigt sich bereits an zwei anderen Stellen in der Stadt. Seit mehr als zehn Jahren ist der Techno-Club „Tresor“ eine der ersten Anlaufstellen für die Fans der elektronischen Musik. Aber nicht nur deshalb. Die legendären Räume an der Leipziger Straße sind auch berühmt dafür, dass man sein Bier zwischen den Schrankfächern des ehemaligen Wertheim-Kaufhauses trinken kann.

Ein kleinerer und nicht ganz so berühmter Tresor findet sich in der Diskothek „Pfefferbank“ in Prenzlauer Berg. Die ehemalige Brauerei Pfeffer, die den Namen für das denkmalgeschützte und im Umbau befindliche Gebäudeensemble des Pfefferbergs abgibt, hatte in einem verhältnismäßig kleinen Raum an der Schönhauser Allee eine Bank eingerichtet. Nach dem Krieg übernahm eine Sparkassenfiliale die Räume und richtete den Tresor mit seinen vielen Schrankfächern ein. Ein Abriss wäre hier zwar möglich, doch die Betreiber des Clubs denken gar nicht daran.

Andere Tresore ehemaliger Bankhäuser sind zwar immer noch da, aber nicht so ohne weiteres für die Öffentlichkeit zu sehen. Der sicherlich größte ist der im Auswärtigen Amt am Werderschen Markt. Der Altbau wurde ab 1934 als Erweiterung für die Reichsbank errichtet, inklusive riesiger Tresorräume. Hier wie auch beim Stilwerk an der Charlottenburger Kantstraße galt: die Tresoren abzureißen wäre unmöglich gewesen. Das Stilwerk hatte ein Haus der Dresdener Bank übernommen und umgebaut. Da der Tresor mit hunderten Schließfächern nicht nur nicht entfernt, sondern auch statisch nicht belastet werden konnte, ist das großzügige Atrium des Design-Kaufhauses nun an einer großen Tragwerkskonstruktion aufgehängt.

Der Besuch von Sir Rocco Forte fällt außerdem zusammen mit einem für Berlin wichtigen historischen Datum in Sachen Tresor. Vor 75 Jahren brachen die Gebrüder Sass die Geldschränke der Disconto-Gesellschaft am Wittenbergplatz auf und schrieben so Kriminalgeschichte.

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