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Berlin: Ein Krebskranker wollte neben Chemotherapie auch Naturheilverfahren - die Kosten werden nicht übernommen

Weil er im "falschen Krankenhaus" liegt, weigert sich die Krankenkasse des 30-jährige krebskranken Ingo B. aus Pankow, eine lebensrettende Therapie zu bezahlen.

Weil er im "falschen Krankenhaus" liegt, weigert sich die Krankenkasse des 30-jährige krebskranken Ingo B. aus Pankow, eine lebensrettende Therapie zu bezahlen. Es geht um eine Summe von rund 12 000 Mark für eine vierwöchige Behandlung.

In Absprache mit seinem niedergelassenen Urologen hatte sich der seit Monaten an einem Hodentumor leidende B. im September für die "BioMed-Klinik" in Beelitz-Heilstätten entschieden. Hier versprach sich der Telefonmechaniker neben dringend notwendiger Chemotherapie auch zusätzliche Hilfe mit Naturheilverfahren.

Eine Besonderheit der vor anderthalb Jahren gegründeten kleinen Klinik mit rund 40 Betten kannten jedoch offenbar weder der Patient noch sein einweisender Facharzt: Das junge Krankenhaus hat noch keinen Versorgungsvertrag mit den Krankenkassen, deshalb entscheiden die gesetzlichen Kassen hier immer vorher im Einzelfall, ob die Therapie ausnahmsweise bezahlt wird. Bei Ingo B. fiel die nachträgliche Prüfung negativ aus. Seine Ersatz-Krankenkasse riet ihm statt dessen, ins Kreuzberger Urban-Krankenhaus zu gehen.

Der fehlende Versorgungsvertrag habe nichts mit Zweifeln an der Leistungskraft des Hauses zu tun, betonen die Krankenkassen. Das nach gleichem Konzept arbeitende "Bio-Med"-Mutterhaus in Rheinland-Pfalz habe einen solchen Vertrag, in Beelitz-Heilstätten seien die Verhandlungen noch im Gange. Dennoch ist die "BioMed" -Klinik nach Kassenangaben gut ausgelastet, insbesondere "austherapierte" Patienten würden dort versorgt.

Ingo B. und dessen Ehefrau Elke haben sich nun an eine Widerspruchsstelle ihrer Kasse gewandt und hoffen auf Erfolg. "BioMed"-Chefarzt Stange verweist darauf, dass der Pankower bislang "aus weltanschaulichen Gründen" nicht bereit gewesen sei, sich einer lebensrettenden Chemotherapie zu unterziehen. Weil B. aber wegen der zusätzlichen Naturheiltherapien wie zum Beispiel Behandlung mit Mistel und Thymus-Extrakten oder Hyperthermie (Körpererhitzung) Vertrauen zur "BioMed" habe, stimme er hier der Chemotherapie zu: "So sehr ich die Urologie im Urban-Krankenhaus schätze, bin ich nahezu sicher, dass Herr B. sich dort nicht nach dem etablierten PET (Chemotherapie)-Schema behandeln ließe." Zudem seien die Kosten in Beelitz-Heilstätten deutlich geringer als in konventionellen Kliniken. Hätte sich B. in einer Uniklinik behandeln lassen, wären die Kosten sogar dreimal höher gewesen als in Brandenburg.

bk

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