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Berlin: Ein Lob für die Sehenswürdigkeit an der anmutigen Spree

Wenn der hohe Gast aus Peking kommt, wird der chinesische Botschafter ihm den Anblick des Häufleins protest-meditierender Sektierer von "Falun Gong" auf der anderen Straßenseite ersparen wollen. Doch verbieten kann er die Demonstration nicht - also lenkte er die Aufmerksamkeit des Vizepräsidenten der Volksrepublik am Freitagvormittag einfach auf etwas anderes.

Wenn der hohe Gast aus Peking kommt, wird der chinesische Botschafter ihm den Anblick des Häufleins protest-meditierender Sektierer von "Falun Gong" auf der anderen Straßenseite ersparen wollen. Doch verbieten kann er die Demonstration nicht - also lenkte er die Aufmerksamkeit des Vizepräsidenten der Volksrepublik am Freitagvormittag einfach auf etwas anderes. Auf fröhliche Botschaftsangehörige etwa, die zur Begrüßung gar begeistert mit chinesischen und deutschen Papierfähnchen wedelten.

Und schon war Vizepräsident Hu Jintao in dem Haus, das er wenig später feierlich eröffnete: die neue Botschaft der Volksrepublik China in Berlin. Ein, so die offizielle Lesart, "grandioses meisterliches Bauwerk" an der Jannowitzbrücke und "eine besondere Sehenswürdigkeit an der anmutigen Spree".

Seit zwei Jahren arbeitet der chinesische Botschafter Lu Qiutian bereits in dem mächtigen Gebäudekomplex - doch musste er in den letzten Monaten umfängliche Renovierungsarbeiten erdulden. Zu unansehnlich das Äußere der ehemaligen Zentrale des DDR-Gewerkschaftsbundes FDGB und späteren "Congress Centers", zu düster und unzweckmäßig das Innere. Nun aber schimmert die Fassade aus mattem Aluminiumblech und hellblau reflektierendem Glas, dahinter finden sich Elemente klassischen chinesischen Baustils. Zwei große kupferne Löwen beiderseits des Haupteinganges sollen Glück verheißen.

Wenn alles glatt geht, wird Vizepräsident Hu Jintao (58) im Herbst 2002 zum Parteichef und im März 2003 zum chinesischen Präsidenten gewählt. Wohl deshalb fanden sich zur Eröffnung der Botschaft nicht nur Außenminister Fischer und Bürgermeister Böger ein, sondern ebenso Innenminister Schily, Bundestagsvizepräsidentin Vollmer und Brandenburgs Ministerpräsident Stolpe. Die deutsch-chinesische Freundschaft mag "tief verwurzelt in den Herzen der Menschen" sein, wie Chinas Vizeaußenminister Li Zhaoxing sagte - doch soll sie ja auch "allseitig und tiefgreifend" weiterentwickelt werden.

Freundschaft steckt also im Herzen - Liebe aber geht durch den Magen. So sprach Joschka Fischer: Er habe dank der Gastfreundschaft des chinesischen Botschafters eine Vorliebe für die Küche dieses Hauses entwickelt. Auch so werden Beziehungen vertieft - man labte sich abschließend am chinesischen Buffet.

Holger Wild

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