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Berlin: Ein Lungenarzt und die von Schließung bedrohte Klinik kooperieren

Wer in Zeiten rigiden Sparens von Politik und Krankenkassen eine neue Arztpraxis eröffnet, braucht Mut. Wolfgang Mitlehner, Lungenspezialist, gehört offenbar zu diesen Optimisten.

Wer in Zeiten rigiden Sparens von Politik und Krankenkassen eine neue Arztpraxis eröffnet, braucht Mut. Wolfgang Mitlehner, Lungenspezialist, gehört offenbar zu diesen Optimisten. Der früher leitende Internist im Urban-Krankenhaus sowie im Carl-Thiem-Klinikum Cottbus mietete für seine Facharztpraxis Räume auf dem Gelände des von Schließung bedrohten Krankenhauses Moabit, in einer für Klinikzwecke nicht mehr benötigten Etage im "Haus K".

Die Entscheidung für Moabit nutze beiden Seiten, betonte Klinikleiter Paul-Gerhard Fabricius bei einer Fachtagung zur Praxiseröffnung am vergangenen Wochenende. Die bislang nur in Einzelfällen praktizierte Verzahnung ambulanter und stationärer Medizin werde hier beispielhaft gefördert. Als Konsiliararzt behandelt der niedergelassene Spezialist für Lungen-und Bronchialheilkunde sowie Allergologie auch Klinikpatienten und kann damit teure Verlegungen in andere Häuser vermeiden. Im Gegenzug nutzt der Arzt diagnostische Geräte der Klinik.

Neben der kleinen Moabiter Praxisreform ging es bei der Eröffnungsfeier im Klinikhörsaal vor über 100 Teilnehmern auch um die große Gesundheitsreform. Eine "innerärztliche Kulturrevolution" sei das Gebot der Stunde, betonte Hermann Schulte-Sasse, Abteilungsleiter bei Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer. Der Arzt und Pharmaexperte verwies auf ein "erhebliches Effizienzproblem" der deutschen Medizin, da fachlich fundierte Qualitätsstandards und Leitlinien weitgehend fehlten.

Die ärztliche Selbstverwaltung sowie Krankenkassen seien gefordert, Behandlungsrichtlinien festzulegen, um "unsinnige Kosten" durch falsche Therapie und Verschwendung von Ressourcen einzudämmen. Mehr Geld könne erst dann ins Gesundheitssystem fließen, wenn Rationalisierungsreserven erschlossen seien.

Am Beispiel der Inneren Medizin unterstützten der Herzspezialist Wolfgang Dissmann, der Asthma-Facharzt Horst Huckauf und der Krebsfachmann Klaus-Peter Hellriegel Schultes-Sasses Forderung nach Therapie-Leitlinien. Huckauf rügte mangelhafte Diagnostik und Therapie beim Asthma, was zu teuren Folgekosten in der Klinik führe, Dissmann nannte "Leistungsexplosionen" etwa bei Herzkatheter-Untersuchungen, Bypass-Operationen oder Antibiotika-Verordnungen medizinisch nicht erklärbar.

bk

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