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Berlin: Ein Paketdienst schickt Spenden ins Krisengebiet, DRK und Polizei rufen zu Blutspenden auf

In dem kleinen Büro in der Tempelhofer Industriestraße 4-9 herrscht Hektik. Die Mitarbeiter des Paketlieferservices Çerrah haben ununterbrochen die Telefonhörer am Ohr.

In dem kleinen Büro in der Tempelhofer Industriestraße 4-9 herrscht Hektik. Die Mitarbeiter des Paketlieferservices Çerrah haben ununterbrochen die Telefonhörer am Ohr. Sie nehmen Adressen auf, vereinbaren Abholtermine und informieren die Anrufer über Dinge, die in der Türkei benötigt werden. Das türkische Unternehmen sammelt, lagert und verschickt Spenden für die Erdbebenopfer in der Türkei.

"Wir haben das logistische Know-How und den Platz, um die Spenden zu lagern", sagt Geschäftsführer Mesut Çevik. Seit dem vergangenen Freitag nimmt die Paketfirma die Spenden entgegen. Im etwa 800 Quadratmeter großen Lager sortieren die Mitarbeiter die Pakete nach Hygieneartikeln, Kleidung, Babysachen, Decken und Schlafsäcken und transportieren sie zum Flughafen Tegel. Von dort übernimmt die Turkish Airlines den Weitertransport in die Erdbebenregion. "Es hilft uns sehr, wenn die Sachen bereits versandfertig verpackt zu uns gebracht werden", sagt der Chef des Paketservices.

Schon drei Mal ist Çevik mit seinen Transportern zum Flughafen gefahren. Insgesamt acht Tonnen - oder 1046 Pakete - wurden bereits verfrachtet. Die Turkish Airlines verteilt die Pakete auf ihre Passagierflugzeuge in die Türkei. "Aufgrund der vermehrten Flüge in der Urlaubszeit starten täglich zwei bis drei Flieger in die Türkei, da ist immer noch Platz im Frachtraum", sagte Turkish Airlines Direktor Serdar Denizok. Mit den ersten Flügen sind überwiegend Medikamente und medizinisches Material ins Erdbebengebiet gebracht worden. "Nach Auskunft der Behörden ist für die medizinische Versorgung der Menschen im Krisengebiet gesorgt, so dass wir jetzt verstärkt Kleidung, Hygieneartikel und Babysachen zusammenpacken", berichtet Çevik.

Besonders Winterkleidung und Decken sind jetzt sehr wichtig, denn schon in zwei Monaten kann es in der Region empfindlich kalt werden. Niemand weiß bisher, wieviele Notunterkünfte bis dahin errichtet sein werden. "Problematisch ist auch, dass niemand im Krisengebiet einen genauen Bedarfsbestand angeben kann", räumt der Unternehmer ein. Sicher sei nur, dass Spenden aller Art gebraucht würden. In der Region verteilt der Türkische Rote Halbmond, das Pendant zum Deutschen Roten Kreuz (DRK), die Spenden.

Unterdessen hatten das DRK und die Berliner Polizei gestern zum Blutspenden aufgerufen. "Ich spende zum ersten Mal", sagte eine Kriminalbeamtin. Es sei eine Bürgerpflicht, anderen Menschen in Not zu helfen. Etwa 50 Blutspender waren gestern bis 13 Uhr zu den beiden DRK-Bussen vor dem Polizeipräsidium am Platz der Luftbrücke gekommen, um ihr Blut für die Erdbebenopfer zu spenden. "Das bedeutet nicht, dass genau diese Spenden in die Türkei gehen", sagte der Sprecher des Blutspendedienstes, Helmut Warzecha. Blutspenden würden immer dazu verwendet, um den Bestand aufzustocken.

In Berlin herrsche beispielsweise immer Notstand an Blutkonserven. Die Blutbeutel für die Türkei würden von der Blutspendezentrale in Bonn verschickt. "Was in der Türkei aber fast noch dringender gebraucht wird, sind Blutbeutel, damit auch dort Blut gespendet werden kann", sagte Warzecha.

Silke Edler

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