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Berlin: Ein Schloss aus dem Katalog

Von Adler bis Zwickel: Zur Finanzierung des Wiederaufbaus verkauft der Förderverein jetzt Einzelteile

Dresden macht Hoffnung. Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss jedenfalls meint, dass die Eröffnung der wieder errichteten Dresdner Frauenkirche jetzt auch die Spendenfreude für den Wiederaufbau des Hohenzollern-Schlosses wachsen lässt.

Bögen und Baluster, Gitter und Girlanden, Konsolen, Kapitelle und Kartuschen, Muscheln und Metopen, Rosetten und Reliefs, Säulen und Skulpturen: Das Hohenzollernschloss war reich damit bestückt, wie der neue Katalog „Fassaden- und Schmuckelemente“ des Fördervereins Berliner Schloss zeigt. In vielen bunten Darstellungen werden mehr als 160 verschiedene „Artikel“ angeboten, darunter ganze Fensterachsen und große Portale. Wenn sich für alle Offerten bald Käufer fänden, wäre die rund 80 Millionen Euro teure historische Fassadenrekonstruktion zu einem großen Teil schon bezahlt.

Symbolische „Schlossbausteine“ ab 50 Euro das Stück sind schon seit einiger Zeit zu haben. Aber nun haben potenziellen Spender was zum Anschauen. Sie können Einzelteile aussuchen und kaufen und damit die Ehre erwerben, für ein ganz bestimmtes Fassadenteil – steuerlich absetzbar – gespendet zu haben. Ab 10 000 Euro Einsatz gibt’s den „Stifterbrief in Gold“.

Fast12 Millionen Euro sollen schon an Spenden und Zusagen eingegangen sein, sagt Wilhelm von Boddien. So hat ein verstorbener Ex-Berliner, der in der Schweiz lebte, dem Förderverein zur Wiedererrichtung des Berliner Stadtschlosses 650 000 Euro vermacht. Und ein westdeutscher Kaufmann hat sich laut Boddien bereit erklärt, „das Portal I“ komplett zu bezahlen. Kosten: 2,5 Millionen Euro. Nun wird mit ihm vertraglich geregelt, dass er die Summe zum Baubeginn überweist.

Solche Großspender will man im künftigen Schloss verewigen. Man könnte ihre Namen in eine Kassetten-Decke eingravieren oder auf Bronzetafeln in Durchgängen schreiben, überlegt Boddien. Zu Ehren der kleineren Spender sollen Kunststudenten zudem ein riesiges gerastertes Wandbild aus tausenden kleinen Punkten entwerfen. Und jeder Punkt soll in winziger Schrift den Namen eines Spenders tragen. Boddien: „So lässt sich symbolisch das Engagement tausender Helfer ausdrücken.“

Da die Schlossfinanzierung noch immer in den Sternen steht, muss zumindest für die historische Fassade das Geld stimmen. Das billigste Angebot im Katalog sind Baluster, Fassadenabschlüsse unterm Dach, die zum Stückpreis von 910 Euro zu haben sind. Von den Balustern gibt es genau 229 Stück. Wer auf ein Einzelstück Wert legt und dafür auch richtig Geld ausgeben will, sollte sich besser eine Wappenkartusche mit Trompete blasenden Ruhmesgenien reservieren. Komplettpreis: 486 200 Euro.

Die 18 Adler im Hauptgesims der Lustgartenfassade für je 16 600 Euro müssen schon vor dem Druck des Katalogs ein Geheimtipp gewesen sein. Wer sie sieht und haben will, liest neben der Preisangabe: „Verkauft“. Manches Fassadenteil klingt fremd, wie „Fama in den Bodenzwickeln“. Das ist eine Schmuckbekleidung mit äußerem Bogengesims, von denen Teile auch im so genannten Liebknechtportal des alten DDR-Staatsratsgebäudes eingebaut sind. Zwei Bodenzwickel gibt es, Stückpreis 247 000 Euro. Zwei Tore im Portaleingang Schlossplatz kosten je 485 900 Euro. Da sind die 200 Simse mit Löwenköpfen zu je 2340 Euro schon Schnäppchen.

Der Förderverein ist zufrieden. Die Spender sind meist Privatpersonen, die sich ihr Stückchen Schloss gern was kosten lassen. Ein wirklich großes Stück können sie spenden, falls sie sich sich für eine ganze Schlütersche Fensterachse auf der Lustgarten-Seite entscheiden. Das sind vier Fenster, von Dach bis zum Erdgeschoss, mitsamt Balustraden und Hauptgesims. Komplettpreis: 236 780 Euro.

Näheres zu Katalog und Schloss-Information im Infocenter Am Hausvogteiplatz 3-4 (20673093), beim Förderverein Berliner Schloss, Postfach 56 02 20, 22551 Hamburg, und unter www.berliner-schloss.de.

Das Spendenkonto des Vereins bei der Dresdner Bank hat die Nummer: 0772277 (BLZ: 100 700 00).

Christian van Lessen

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