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Golfclub

© Uwe Steinert

Ein weites Feld: Besuch im Golfclub Wannsee

Die Stadt redet über den Golfclub Wannsee und über den umstrittenen Pachtvertrag mit dem Land Berlin. Doch dort wird einfach weitergespielt. Ein Besuch.

Ein umstrittener Pachtvertrag mit dem Land Berlin, viel Ärger und Lärm um ein vermeintliches Schnäppchen – und diese liebliche Gegend – wie passt das? Die geschwungenen, sanften grünen Hügel, die Stille über der weiten Landschaft am Waldesrand – ein Bild des Friedens.

Über die Friedenstraße führt der Golfweg parallel zur Potsdamer Chaussee zum Golf- und Land-Club Berlin Wannsee. Die Schranke ist offen, Neugierige riskieren gern einen Blick. Am Sonntag stehen schon gegen 10 Uhr gut 40 Autos auf dem Parkplatz vor dem Klubhaus mit Restaurant. Mindestens jeder zweite ist ein BMW, Audi oder Mercedes. Wer das Vorurteil pflegt, Golfspielen sei nichts für arme Leute, darf sich bestätigt fühlen.

Aus einem VW-Polo steigt eine junge Frau mit zwei kleinen Kindern. Sie gehen schnurstracks am Klubhaus vorbei auf den Rasen und spielen los. Sie sind fast allein auf weiter Flur. Das ist das Faszinierende hier: Die Weite, die mancher Profi angesichts neuer Golfplätze in Brandenburg vielleicht zu eng sehen mag. Es ist ein tolles Stück Landschaft, auf deren Rasen es sich wie auf Samt gehen, ach was, schweben lässt. Wo selbst der Wildwuchs vornehm wirkt. Es soll Golfer geben, die dafür keinen Blick haben. Aber die meisten, die hier spielen, würdigen das Areal, über dem, fast beängstigend nah, der Fernmeldeturm auf dem Schäferberg wacht. Gut 57 Hektar groß ist das Gelände, und wer hier nur spazieren geht, braucht eine Stunde, um jede landschaftliche Feinheit zu erkennen.

Der 1895 gegründete Klub, der zu den ältesten, größten und bekanntesten im Land zählt, darf stolz auf das Gelände sein. Er hat aber gerade gar keine Zeit dafür. Er fühlt sich, wie berichtet, als Spielball politischer Interessen. Eine Einmalzahlung von 3,045 Millionen Euro für Erbpacht, das sei nun wirklich nicht geschenkt, meint der Klub, der seine Gemeinnützigkeit aufgeben will. Die Finanzverwaltung überprüft den Pachtvertrag, der Vermögensausschuss des Parlaments wird sich damit in Kürze beschäftigen. Auf der Terrasse des Klubhauses ist das am Sonntagvormittag kein Thema. Es sitzen nur ein paar Leute beim Frühstück, und die unterhalten sich über Wirtschaftsthemen, über Brutto und Netto, über irgendeine Bilanz. Sie beobachten das Spiel der jungen Frau mit den zwei Kindern, sie schauen in das satte Grün und in den fernen Wald, hinter dem der Griebnitzsee liegen muss. Die meisten Golfer sind draußen und verteilen sich so, dass sie kaum sichtbar sind auf dem großen Gelände. Einige sind im Golf-Shop neben der Rezeption des neuen Klubhauses, das 1997 eröffnet wurde. Man unterhält sich leise und grüßt freundlich.

Der Klub mit seinen mehr als 1600 Mitgliedern gehört zu den besten Adressen der Stadt. Er ist zwar in den Schlagzeilen, aber noch immer vom Mythos des Besonderen, der Exklusivität umgeben. Zu West-Berliner Zeiten spielten hier auch die Amerikaner Golf, das eingezäunte Gelände hatte sich der weiten Öffentlichkeit weitgehend entzogen, auch weil Golf längst nicht so populär war wie heute. Das Gelände schien wie ein blinder Fleck im Stadtplan. Vom Roedenbecksteig aus konnte man aber durch den Zaun auf die grünen Hügel und die Golfer sehen, einen besseren Überblick – auch auf Potsdam – bot die einstige Mülldeponie, die als „Wannsee-Altablagerung“ mit einer Schonung aufgeforstet ist.

Ein idyllischer Teich gehört zum Gelände, in der Nähe des Roedenbecksteigs gelegen. Viele Spaziergänger schauen noch immer durch den Zaun, auf die gepflegten Anlagen, die fast ein Kurpark sein könnten. Es gibt sogar Bänke und richtige Wege. Direkt in Nachbarschaft zum Wald, der ausgesprochen krautig wirkt, in dem geknickte Bäume kreuz und quer herumliegen, wirkt der feine Golfplatz wie eine andere, ferne und fremde Welt. Laut Vertrag für weitere 99 Jahre

Christian van Lessen

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