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Berlin: Einbeinig

VON TAG ZU TAG Ingo Bach über einen überraschenden Abschied von der Charité Wenn jemandem der Stuhl vor die Tür gestellt wird, dann ist die Botschaft eindeutig: Hau ab! Wenn ein Krankenhaus ein Bett vor die Tür stellt, dann geht es in der Regel um monetäre Gründe.

VON TAG ZU TAG

Ingo Bach über einen

überraschenden Abschied von der Charité

Wenn jemandem der Stuhl vor die Tür gestellt wird, dann ist die Botschaft eindeutig: Hau ab! Wenn ein Krankenhaus ein Bett vor die Tür stellt, dann geht es in der Regel um monetäre Gründe. So wird ein Privatpatient mit Einzelzimmerzuschlag zufrieden gestellt. Die bezahlen dafür gut – und sichern so das ökonomische Überleben für Ärzte und Schwestern. Auch die Charité hat ein Bett vor die Tür gestellt, das Bett ihres Chefmanagers. Und meint damit beides: Hau ab! und monetäre Gründe. Denn Bernhard Motzkus, erfahren im Fusionieren, hat für die jetzt anstehende große Schmelzaktion von Charité und Benjamin-Franklin-Klinikum nur Kritik übrig. Doch die Fusion muss sein, denn der Senat will sparen. Und hat dafür neue Ärzte angeheuert, die erst die über die ganze Stadt verteilten Körperteile kunstgerecht zusammennähen und dann das Fett absaugen sollen. Auf das alle irgendwie überleben – und irgendwann die richtig großen Sprünge machen können.

Motzkus dagegen empfiehlt den drastischeren Schnitt. Statt ein kurzes und ein langes Bein zusammenzunähen, sollte man doch lieber einbeinig stehen. Dann bleibt das andere Bein wenigstens gerade. Nun steht sein Bett vor der Tür. Man hat nicht auf ihn hören wollen. Und während die Neuen erst noch ihre Nadeln suchen, stellt Motzkus dem Hinkenden schon ein Bein.

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