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Berlin: Eine Falle für Investoren

In den neunziger Jahren stieg die Bankgesellschaft Berlin zum Marktführer für geschlossene Immobilienfonds auf. In den Fondsprospekten wurden jährliche Gewinnausschüttungen von 5,5 bis 7 Prozent versprochen, hohe Mieteinnahmen und eine Obergrenze für die Sanierungskosten der Immobilien garantiert.

In den neunziger Jahren stieg die Bankgesellschaft Berlin zum Marktführer für geschlossene Immobilienfonds auf. In den Fondsprospekten wurden jährliche Gewinnausschüttungen von 5,5 bis 7 Prozent versprochen, hohe Mieteinnahmen und eine Obergrenze für die Sanierungskosten der Immobilien garantiert. Nach 25 Jahren sollten die Anleger ihre Fondsanteile zum vollen Wert wieder verkaufen können. Die Rundumsorglos-Pakete gingen weg wie warme Semmeln. Inzwischen weiß man, dass viele Fonds notleidend sind und in den Prospekten zu viel versprochen wurde.

DIE FONDSZEICHNER

Nicht nur Leute mit Geld haben überall in Deutschland Fondsanteile der Landesbank Berlin (LBB) oder der Immobilientöchter der Bankgesellschaft gezeichnet. Viele nahmen dafür sogar einen Kredit auf. Seit 2002 haben zahlreiche Anleger keine Gewinnausschüttung mehr gesehen oder sie wurde verzögert oder nur teilweise ausgezahlt. Es wächst die Angst, das eingesetzte Kapital zu verlieren. Initiativen zum Schutz der Fondszeichner wurden gegründet (von AAA = Aktionsbund Aktiver Anlegerschutz über IGLI = Schutzgemeinschaft für Immobilienfonds bis ZZZ = Zeichner zeigen Zähne). Im Oktober und November 2004 finden die Gesellschafterversammlungen der LBB- und IBV-Fonds statt, auf denen es hoch hergehen wird. Zumal Ende 2004 die Prospekthaftung verjährt. Anwälte und Initiativen fordern die Betroffenen auf, im Herbst Klage einzureichen und sammeln Stimmvollmachten für die Gesellschafterversammlungen.

DIE LANDESGARANTIEN

Finanzsenator Thilo Sarrazin schaut dem Treiben gelassen zu. Ihn interessiert in erster Linie die Schadensminderung zugunsten Berlins. Denn das Parlament hat 2002 eine „Risikoabschirmung“ für das Alt-Immobiliengeschäft der Bankgesellschaft beschlossen, um den Konzern zu retten. Bis 2030 wird das Land zwischen 3,7 und 6 Milliarden Euro an die Bank zahlen müssen. 2003 fielen noch keine Garantiezahlungen an. In diesem Jahr werden voraussichtlich 4,7 Millionen Euro fällig, 2005 schon mehr als 100 Millionen Euro. Dieses Geld sichert die Erfüllung der vertraglich zugesicherten Leistungen aus den Fonds ab. Zusätzlich garantiert Berlin für die Buchwerte der Fondsimmobilien, die mit dem real erzielbaren Preis oft nichts zu tun haben. Diese Buchwertgarantien – bisher wurden Ansprüche in Höhe von 203 Millionen Euro anerkannt – muss der Senat ab 2007 abzahlen. za

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