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Berlin: Eine fast offizielle Club-Neueröffnung

Die 90-Grad-Betreiber üben das „Soft-Opening“

Die erste Stunde gehört den geladenen Gästen, ab Mitternacht lässt die gestrenge StilPolizei am Eingang dann auch andere Menschen passieren.

Die offizielle Alles-komplett-neu-Eröffnung des In-Clubs 90 Grad am Gleisdreieck musste nach dem großen Brand im Mai mehrfach verschoben werden. Erst dauerten die Bauarbeiten länger als sie sollten, vor einer Woche dann verweigerte die Bauaufsicht des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg die Genehmigung. An diesem Wochenende aber macht das 90 Grad wieder auf – in zwei Schritten.

Am Freitag war die halboffizielle offizielle Eröffnung. Elf Uhr. Die ersten Ehrengäste machen einen geschäftigen Eindruck: Ein halbes Dutzend Männer in Arbeitskleidung eilt mit Elektrokabeln oder Schraubenziehern durch den Club. Der Aufzug der Herren ist nicht die letzte Mode, die Beleuchtung für die Tanzfläche muss noch schnell aufgehängt werden. Clubdesigner Dag Harbach blickt trotzdem befriedigt in den Raum. „Arbeit bis zur letzten Sekunde. Aber sieht doch gut aus, jetzt.“ Sieht nach den 70ern aus. Viel Beton, Wände aus Bauzäunen, dahinter Steine bis zur Decke, zwischen denen orangefarbene Lichtsplitter durchlugen.

Die geladenen Herrschaften meinen es gut mit den Clubbetreibern. Kaum jemand kommt um Punkt elf. Wer kommt, strebt zur neuen Bar im neuen Außenbereich. Den alten hatten unbekannte Brandstifter vernichtet. Jetzt steht dort etwas, das „Shanghai wow!-Lounge“ heißt und wo es Gratis-Prosecco gibt. Ziemlich nach Shanghai sehen die wandfüllenden Stoffbilder mit Motiven des sozialistischen Chinas aus. Sie werden von hinten mit weißem Licht angestrahlt. In der Einladung stand: „Ein stilistisches Wagnis. Weg von stylisher Gefälligkeit". Die Gäste jedenfalls sind stylish gefällig. So gegen halb eins kann man das sagen. Der Club ist randvoll.

Das heißt: Das Publikum hat das 90 Grad nach knapp zwei Monaten Umbau-Pause nicht vergessen. So gesehen ist es ein guter Test für den Sonnabend. Dann folgt auf die halboffizielle offizielle Eröffnung (Club-Chef Nils Heiliger nennt es „Soft-Opening“) die ganz offizielle Eröffnung. Nur: Heiliger erwartet ein paar Promis mehr und die Gäste in Arbeitsanzügen werden fehlen. mne

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