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Berlin: Eine Promenade für den Potsdamer Platz

Früher sollte auf dem Mittelstreifen zwischen Sony und Daimler die Straßenbahn fahren. Jetzt soll die Brache mit Bäumen und Bankreihen verschönert werden

Hier sollten mal in den neunziger Jahren Straßenbahngleise aus Richtung Leipziger Straße verlegt werden. Deshalb schenkten die Behörden ihm kaum Beachtung. Die Bahnpläne sind zwar längst auf Eis gelegt, aber der Mittelstreifen zwischen Sony-Center und Daimler-Quartier wirkt noch immer vergessen, vernarbt und hässlich. Viele Berliner und Touristen finden, dass dieses schmale Brachland inmitten der Hochhäuser nicht zur neuen Mitte am Potsdamer Platz passt, für eine Metropole geradezu peinlich wirkt. „So kann es nicht weitergehen“, sagt Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer (SPD). Sie lässt gerade prüfen, wie der Streifen attraktiver werden kann: Als Promenade, mit Bäumen und mit einer langen Bankreihe versehen. Ein wenig soll die Neugestaltung an den Mittelstreifen Unter den Linden erinnern.

Die Senatorin spricht von hohem „Nutzungsdruck“, weshalb Rasen nicht das Passende sei. Er werde sowieso gleich niedergetreten. Von den tausenden Passanten, die täglich die Seiten wechselten, blieben viele auf dem Mittelstreifen stehen, beispielsweise, um die Hochhausschlucht zu fotografieren. Nun werde überlegt, auf dem Stück zwischen Entlastungsstraße und Potsdamer Platz einen „Tennenbelag“ aus Schlacke und Lehm aufzutragen. Ferner soll mit Bäumen und Bänken und neuen Leuchten mehr Aufenthaltsqualität geschaffen werden.

Noch müssen die Pläne, die derzeit in der Architekturwerkstatt der Senatsverwaltung den letzten Schliff erhalten, mit dem zuständigen Bezirksamt Mitte abgestimmt werden, noch gilt der Streifen als öffentliches Straßenland, nicht als Grünfläche. Anliegern wie Daimler-Chrysler ist die vergammelte Straßenmitte der Potsdamer Straße schon lange ein Ärgernis – wie auch der benachbarte Tilla-Durieux-Park, der mit seinen steilen Böschungen als Barriere zwischen dem Daimler-Quartier und den Gebäuden der Park-Kolonnaden empfunden wird. Hans-Gottfried Walter, Fachbereichsleiter Grünunterhaltung in Mitte, sieht bei dem noch verhältnismäßig neuen Tilla-Durieux-Park „Riesenprobleme auf uns zukommen“. Mit der „sehr pflegeintensiven Grünfläche“ sei der Bezirk ebenfalls nicht zufrieden. An den starken Schrägen hätten sich Trampelpfade entwickelt, man überlege, eventuell Treppenstufen einzubauen. Andernfalls werde die Grünanlage schwer zu halten sein. Abgesehen von der Unfallgefahr könnten die Böschungen auch nicht einfach gesperrt werden. Die bislang beauftragte Privatfirma müsse ständig mit Rollrasen ausbessern. Der Bezirk Mitte benötige für die Pflege seiner Grünanlagen sieben Millionen Euro im Jahr, zur Verfügung stünden aber nur 1,6 Millionen.

Für die Mitte zwischen Sony und Daimler hatte der Bezirk mal eine Blumenwiese geplant, aber wegen der Fußgänger-Belastung das Projekt schnell wieder abgeblasen. Eine Planer-Initiative schlug mal eine Stauden-Bepflanzung vor, auch von diesem Plan nahm man wieder Abstand. Die Aktivitäten der Senatsverwaltung werden nun mit großem, auch skeptischem Interesse verfolgt, zumal über die Finanzierung des Ganzen noch nicht gesprochen wurde. Beide Seiten sind sich nur einig, dass es möglichst bald sein soll und wenig kosten darf.

Christian van Lessen

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