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Prägt einen, was man täglich sieht?

© Ulf Erdmann Ziegler

Eine Wilmersdorfer Annäherung: Pariser Straße

Als Ulf Erdmann Ziegler in den 90er Jahren in der Pariser Straße lebt, will er den Ort begreifen. Er fotografiert ihn. Dann beschreibt er ihn - und wird darüber zum Schriftsteller. Eine Rückkehr zu den Anfängen.

Es verdankt sich der Methode der Berliner Grundstückszählung, dass die Pariser Straße dort beginnt, wo sie endet. Weil das letzte Haus dem ersten gegenübersteht, fällt es etwas schwer, von einem ersten Abschnitt zu sprechen. ...

Eine schöne Straße, sagen die Besucher, und ich stimme ihnen zu, weil ich weiß, dass sie sehen, was sie sehen möchten. ...

Eines der Häuser in der Pariser Straße – Vorderhaus, Quergebäude und Gartenhaus – ist irgendwann Eigentum eines Handwerkers geworden, ein kleiner Mann mit Hut, der etwa zur Wendezeit seinen Meisterbetrieb schloss. Seitdem hat er sich sein Eigentum, in dem er selbst übrigens nicht wohnt, zum Objekt alltäglicher Verbesserung auserkoren. ...

Dort wohnte ein türkisch-deutsches Paar mit Kindern im Vorschulalter, zwei Mädchen von atemberaubender Schönheit und kaum zu zügelnder Neugier. Gleich bei einem ihrer ersten Besuche ruinierten sie den schweren, schmiegsamen Klappmechanismus unseres modernen englischen Sofas, was wir für uns behielten aus Furcht, sie sonst nicht mehr als Gäste begrüßen zu dürfen. Als solche hatten sie die Angewohnheit, wenn man die Tür öffnete, sofort und ohne Worte in die Wohnung zu schlüpfen wie Katzen. ...

Obwohl er deutschsprachig war, erhielt er Besuch ausschließlich von russisch sprechenden Männern, die es noch viel besser als er verstanden, eine unbewegliche Miene zu machen und über den Hof zu gehen in einer Weise, die klarmachte, dass Leute, die nicht zum Clan gehörten, gar nicht existierten. ...

Die letzten Wochen verbrachte sie mit einem Sauerstoffgerät. Die Kinder waren still geworden, verzweifelt in Antizipation einer Nachricht, die sie dann vielleicht sogar erleichtert hat. ...

Das sind nur Auszüge. Der vollständige Text erschien am 18. März 2017 in unserem gedruckten Sonnabendmagazin Mehr Berlin. Lesen können Sie ihn außerdem im E-Paper oder im Online-Kiosk Blendle.

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