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Berlin: Eine Wolke über dem Schloßplatz

„Museum auf Zeit“ statt Grünfläche? Architekten schlagen Zwischennutzung des Palast-Geländes vor

Folgt dem bald abgerissenen Palast der Republik eine Kunsthalle – bis zum Baustart für das Schloss? Statt der geplanten Rasenfläche sollte es ein „Museum auf Zeit“ geben, schlägt jedenfalls das Büro „Graft Architekten“ vor. Die Planer stellen sich eine Seil- und Netzkonstruktion vor. Sie soll die zwei Pole Ost und West symbolisieren, die sich an diesem Ort vereinen. Der Museumsbau schwebt über dem Platz wie eine Wolke und böte Platz für moderne Kunst.

Die Vision des Büros „Graft Architekten“ ist eine von vielen Ideen für eine Zwischennutzung, die sich bekannte Architekten im Auftrag des Kulturmagazins „Monopol“ gemacht haben. Ob ein weißer Lichtkubus des Büros Sauerbruch Hutton, ein Ausstellungscontainer in den Nationalfarben (Schneider + Schumacher), ein chamäleonartig verkleidetes Stahlgerüst (Meinhard von Gerkan) oder eine riesige gelbe Holzkiste (Bottega + Ehrhardt): An Ideen für das temporäre Museum mangelt es nicht. Die Kulturzeitschrift glaubt, dass sich mit wenig Geld viel erreichen ließe, was bis zum Aufbau des Schlosses hält. Die Rede ist von einem Unterstützerkreis, von der Suche nach vielen Prominenten, von Sponsorengeldern, die gesammelt werden müssten.

Präsident Klaus-Peter Lehmann von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ließ am Dienstag Skepsis durchblicken: Bei einer Zwischennutzung für Kunst müsse der Weg zum künftigen Humboldt-Forum deutlich werden. Wilhelm von Boddien vom Förderverein Berliner Schloss lehnte eine andere Zwischennutzung ab. Es gebe in Berlin genügend Orte, wo moderne Kunst gezeigt werden könnte. Außerdem halte er es für unvorstellbar, dass sich für einen vorübergehenden Bau Geldgeber fänden. Von Boddien erwartet dagegen, dass die „Humboldt-Box“ mit Informationen über das künftige Forum im Schloss-Aufbau im nächsten Frühjahr eröffnet werden kann. Mit dem Baubeginn des Schlosses rechnet er zwischen 2009 und 2012.

Die Grünflächen-Zwischenlösung war von Bund und Land beschlossen worden. Nach Auskunft der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ist noch gar nicht absehbar, wann der Palast endgültig abgerissen ist, so dass sich auch die Zeit für provisorische Bauten verkürzen könnte. Wegen der Asbestfunde während der Abrissarbeiten an vorher unzugänglichen Stellen sei der Termin Ostern 2007 nicht zu halten. Wann mit dem Pflanzen einer „einfachen, schönen, sachdienlichen Grünfläche“ begonnen werden könne, sei deshalb unklar. Nach Auskunft von Behördensprecherin Petra Rohland ist der europaweit ausgeschriebene Wettbewerb für die Grünfläche im Gang, 38 Büros hätten sich gemeldet, 25 seien ausgewählt und um Überarbeitung gebeten worden. Bis zum 23. Oktober sollten die Arbeiten abgegeben werden, einen Monat später entscheide das Preisgericht und die Entwürfe würden öffentlich ausgestellt. In der Senatsbehörde – wie auch im Bundesbauministerium – geht man von einem Baubeginn des Schlosses 2012 aus. C. v. L.

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