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Berlin: Eine Zuflucht für misshandelte Frauen

Die Organisation „Zuff“ bietet Orte, um endlich zur Ruhe zu kommen – und braucht dringend Geld für Räume und Einrichtungen

„Menschen helfen!“: Wieder einmal nehmen die Leserinnen und Leser das Motto der Weihnachtsspendenaktion des Tagesspiegels wörtlich. Viele haben schon Geld gespendet, andere rufen an und wollen Spielzeug beispielsweise für behinderte Kinder abgeben. In diesem Jahr möchten wir dank Ihrer Unterstützung noch mehr Initiativen helfen, die sich um Bedürftige in dieser Stadt kümmern – darunter ist auch der Verein „Mut“, der Arztpraxen und Beratungsstellen für Obdachlose am Ostbahnhof sowie in Lichtenberg betreibt. Und Einrichtungen für misshandelte Frauen – wie die von „Zuff e.V.“.

Die 25-jährige Türkin hat ihr neugeborenes Baby im Arm und weint. Das Kind ist erst zwei Tage alt, die Mutter liegt im Urban-Krankenhaus in Kreuzberg und weiß nicht, wo sie nach der Entlassung hin soll. Freundinnen hat sie keine, nach Hause, zu ihrem Mann kann sie nicht zurück. Er behauptet, dass das Kind nicht von ihm ist und dass sie damit gar nicht mehr anzukommen braucht. Da kommt dem Stationsarzt eine grandiose Idee: Er kramt in seiner Schublade nach einer Visitenkarte. „Zuff“ steht darauf und dass der Verein mit diesem Namen Frauen Zuflucht bietet.

Die junge Frau hat Glück: Gerade ist eines der 31 Zimmer frei geworden, die der Verein an Frauen in Not vermietet. Die Zimmer sehen hell und einladend aus. Viele haben abgezogene Dielenböden und sind mit einfachen Kiefernholzmöbeln eingerichtet. In einem Zimmer steht ein Gitterbettchen an der Wand, auf einem Sessel liegt ein Berg Klamotten. „Es fehlt ein Schrank“, sagt Ulrike Legner-Bundschuh. Der Verein mit den sieben Mitarbeitern bekommt zwar Geld von der Senatsverwaltung für Wirtschaft und Frauen. Aber das reicht nicht. Bei den vielen wechselnden Mietern – viele Frauen bringen Kinder mit – gehen die Küchengeräte, Staubsauger und Waschmaschinen hier schneller kaputt, als würden sie nur von einer Familie benutzt.

Seit zwanzig Jahren ist der Verein in Kreuzberg ein Anker, an dem Frauen Halt finden können, wenn sie von ihren Männern geschlagen, missbraucht oder psychisch so unter Druck gesetzt werden, dass sie es zu Hause nicht mehr aushalten. Gewalttätige Männer gibt es in allen Nationen, sozialen Schichten und Altersstufen, sagt Ulrike Legner-Bundschuh. 20-Jährige suchen bei ihnen genauso Hilfe wie 65-Jährige. Über die Hälfte der Frauen sind Türkinnen. Einige Mitarbeiterinnen von „Zuff“ sprechen Türkisch. Um die Frauen vor ihren Männern zu schützen, bleiben die Adressen der sieben Zufluchtswohnungen mit den 31 Zimmern anonym. Damit die Frauen nicht ihrem Mann in die Arme laufen, sind die Wohnungen über mehrere Stadtteile verteilt. So wird die Kreuzbergerin sicherheitshalber in einem anderen Stadtteil einquartiert. Denn anders als im Frauenhaus, wo die Frauen rund um die Uhr geschützt werden, können die sieben Mitarbeiterinnen von „Zuff“ nicht 24 Stunden am Tag in den Wohnungen präsent sein.

„Viele Frauen brauchen erst mal einen Ort, um zur Ruhe zu kommen“, sagt Legner-Bundschuh. Wenn sie sich dann für ein Leben auf eigenen Füßen entscheiden, hilft ihnen der Verein bei den ersten Schritten – zum Beispiel eine Wohnung oder einen Ausbildungsplatz zu finden. Entscheidet sich eine Frau, wieder zu ihrem Mann zurückzukehren, sei das auch in Ordnung. „Wir zwingen niemanden zu irgendetwas.“ Einmal habe eine Frau gesagt: „Das ist der erste Ort, wo ich etwas bekomme, ohne dass sofort etwas verlangt wird.“ Ein schöneres Kompliment hätte man ihr gar nicht machen können, sagt Ulrike Legner-Bundschuh.

Wir freuen uns über Spenden an: Spendenaktion Der Tagesspiegel e.V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Kontonummer 25 00 30 942, Berliner Sparkasse, Bankleitzahl 100 500 00. Bitte geben Sie Namen und Anschrift komplett an, damit wir Ihnen den Spendenbeleg zuschicken können. Auch Onlinebanking ist möglich. Alles über „Menschen helfen!“ im Internet: www.tagesspiegel.de/spendenaktion.

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