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Gut lachen.

© dpa

Berlin: Einer für Jedermann André Eisermann spielt den Mammon

in Hofmannsthals Stück im Berliner Dom.

Wie spielt ein Schauspieler heutzutage den schnöden Mammon? Wie verkörpert er Gier in einer vom Geld beherrschten Welt? André Eisermann, der blonde Film-„Kaspar Hauser“ und der Star in „Schlafes Bruder“, wirkt ratlos: „Es ist sehr spannend, als Schauspieler das Geld zu personifizieren, denn für mich ist heute bei diesem Thema wirklich Schluss mit lustig. Die Euro-Krise hat uns fest im Griff. Die Angst vor der Pleite geht um. Wie spielt man das? Mal sehen.“ Vielleicht spielt er den Mammonismus nackt, es lohnt nicht, einem nackten Mann in die Tasche zu greifen. Ansonsten bekennt der Mime, in Berlin ohnehin Angst zu haben, man lese so einiges, „und ich werde ständig auf der Straße angequatscht, jeder will was“. Und seien es nur zehn Cent. „Aber meine Mama beschützt mich“, sagt Eisermann und umarmt spontan Brigitte Grothum. Die Mutter der Jedermann-Kompanie stellte am Montag im Kempinski am Kudamm ihre Komödianten vor, mit denen sie, nun schon zum 26. Mal, Hugo von Hofmannsthals „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ in Berlin vorführt. Der Reiz des „Jedermann“ liegt einmal in der bestechenden Bühne, dem Berliner Dom mit seinem goldenen Bühnenbild samt den Orgelklängen Johann Sebastian Bachs. Vor allem aber an den wechselnden Hauptakteuren, der verführerischen Buhlschaft und dem reichen Herrn Jedermann. Immer dürfen die Fans der Aufführung gespannt sein, wer mit seinem Porträt ganz groß auf den Plakaten prangt, als Jedermann und Jederfrau, um auch hier der Quote gerecht zu werden.

Die Buhlschaft Barbara Wussow präsentiert sich mit ihrer wilden Frisur und in einem rot-schwarz getigerten, hautengen Kleid sehr verführerisch. Sie habe immer einen kleinen Koffer in Berlin und freue sich, zum zweiten Mal diese Rolle hier spielen zu dürfen. Beim Fototermin gerät ihr Partner in ein erotisches Kraftfeld, die zarte Buhlschaft schmiegt sich lasziv an Jedermanns breite Brust, Francis Fulton- Smith genießt, lächelt und schweigt, als Barbara Wussow bekennt, sie fühle sich unglaublich wohl in den Armen dieses Mannes. Für den Fernsehstar („Dr. Kleist“) mit dem markanten Gesicht ist es nach 16-jähriger Abstinenz von der Bühne eine große Freude, wieder einmal direkt vor Publikum zu spielen. Das Ensemble sei mit großer Begeisterung bei der Sache. Einige haben schon Erfahrung mit der nicht einfachen Akustik des Doms – Peter Sattmann ist zum 18. Mal dabei, diesmal mimt er nicht den Tod, sondern den Teufel. Ältestes Ensemblemitglied ist Herbert Köfer, 92, als armer Nachbar, Ursula Karusseit spielt Jedermanns Mutter, Sascha Gluth den Tod, und Brigitte Grothum steht als Glaube im Dom.

Die Regisseurin jammert nicht, dass ihr Stück nur durch den Kartenverkauf und von Sponsoren am Leben gehalten wird, sie sagt: „Wir finden durch Armut zu einem Reichtum an Freude, Spiellust und Kreativität“. Lothar Heinke

Vom 18. bis 28. Oktober im Berliner Dom am Lustgarten, Mitte. Mo bis Do, 20 Uhr, Fr, Sa und So auch 15 Uhr. Karten kosten 20 bis 61 Euro. Infos unter: www.jedermann-festspiele.de, Tel.: 3127041

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