zum Hauptinhalt
Die geplante Einheitswippe wird doch nicht gebaut.

© dpa/Milla&Partner

Einheitsdenkmal in Berlin: Entwurf hätte nicht so einfach umgesetzt werden können

Aus ist’s mit der Freiheits- und Einheitswippe am Schloss. CDU und SPD einigen sich auf einen Stopp beim Bau des Einheitsdenkmals. Der Entwurf könnte an anderer Stelle umgesetzt werden.

Gewippt wird nicht, schon gar nicht am Schloss – das Freiheits- und Einheitsdenkmal wird nicht gebaut. Darauf haben sich die Fraktionen von CDU und SPD im Bundestag geeinigt. Am späten Mittwochnachmittag kippten sie im Bundestag einen knapp zehn Jahre alten Parlamentsbeschluss zur Realisierung eines gemeinsamen Entwurfs der Berliner Choreographin Sasha Waltz und des Stuttgarters Architekturbüros Milla und Partner.
Die Entscheidung fiel einstimmig gegen das Freiheits- und Einheitsdenkmal am Schloss ist gekippt. „Dies ist keine Absage an den Gedanken eines Freiheits- und Einheitsdenkmals und wir haben auch die Mittel dafür nicht umgewidmet“, sagte Rüdiger Kruse, für die CDU im Haushaltsausschuss. Wegen der gestiegenen Kosten und der immer komplexeren baulichen Form habe das Projekt aber zuletzt „unter keinem guten Stern mehr gestanden“.
Damit sind 1,7 Millionen Euro Planungskosten verloren, weil bei einem neuen Anlauf an anderer Stelle ein neuer Entwurf realisiert werden würde. Darüber hinaus flossen bisher 4,5 Millionen Euro in die Sanierung des historischen Sockels, auf dem früher einmal ein Denkmal für Kaiser Wilhelm gestanden hatte.
Da das Backstein-Gewölbe unter Denkmalschutz steht, hätte es ohnehin erhalten und saniert werden müssen, daher sei die Abdichtung des Bauwerks gegen Wasser und die Abtragung der Mosaike nicht verlorenes Geld. „Wahrscheinlich lässt sich ein solches Denkmal mit Bewegung hierzulande auch gar nicht realisieren“, sagte Kruse. „Typisch deutsch“ habe eine Fülle von Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssen, so dass vom filigranen Anfangsentwurf am Ende nicht mehr viel übrig geblieben sei.

Es braucht Alternativen vor dem Schloss

„Aus heutiger Sicht hätte man es nie planen dürfen“, sagte Swen Schulz von der SPD. Ein neuer Anlauf sei möglich, müsse aber außergewöhnlich überzeugend sein. Das Brandenburger Tor sei das Symbol für die Einheit schlechthin und deshalb stelle sich die Frage, ob es überhaupt eines weiteren Denkmals bedarf. In Berlin provozierte der Beschluss konträre Reaktionen. „Das wiederaufgebaute Schloss darf nicht von Ödnis und Leere umgeben sein“, sagte der stellvertretende Fraktionschef der CDU, Stefan Evers. „Absolut bedauerlich“ nannte er das Ende der Planungen, für die „Einheitswippe“, auch wenn er kein großer Freund des Entwurfes sei. Für den geplanten Standort des Denkmals brauche es „zügig eine geordnete Suche nach Alternativen“. Denkmale seien durchaus „vonnöten, wenn Geschichte in Vergessenheit zu geraten droht“, sagt Sabine Bangert von den Grünen. In Berlin sei das aber nicht der Fall, weil die Einheit an vielen Orten „lebendig und erlebbar“ sei – und der Standort am Schloss ohnehin ungeeignet. Wie die Leere vor dem Schloss gefüllt werden kann oder ob die Umgebung des leergefegten Sockels vom früheren Kaiser- Denkmal sich selbst überlassen mit Wurstbuden, DDR-Devotionalienhändlern und Touristen- Bussen füllen wird, ist nun offen. Auch die Frage, ob ein neues Denkmal kommt oder ob es nicht bereits genügend davon gibt.

Auf dem grünen Mittelstreifen am Tauentzien befinden sich die eleganten silber schimmernden umeinander geschlungenen Säulen, Symbol einer Einheit aus zwei Staaten, die ohne einander nicht gedacht werden können und doch nicht zueinander finden kann man darin sehen. Auf Hochglanz polierte Symbolik –längst überholt. Wie eine späte Vollendung des Tauentzien- Denkmals erscheint die „Skulptur zur Einheit“ im Park an der Liesen-, Ecke Chausseestraße in Mitte. Als tanzendes Paar wird das bogenförmige Werk auch beschrieben, hier berühren sich die beiden Teile wieder, die einst getrennt waren. Köpfe statt Symbole und ein unzweideutiger Name – „Väter der Einheit“ – prägen das Denkmal am Haus des Springer-Verlags in Mitte: die Köpfe der drei damaligen Staatschefs Gorbatschov, Helmut Kohl und George Bush sind hier in Bronze gegossen, ohne die, so Altkanzler Helmut Schmidt bei der Einweihung, die Einheit nicht möglich gewesen wäre. Wiederum ins Reich der Zeichen und Symbole führt die „schräge Mauer“ im Invalidenpark in Mitte. Eine vom Ufer ins Wasser hinaus ragende, halb in den Boden versinkende Wand, auf der gelaufen oder auch getanzt werden kann. Die Mauer, die längst in der Versenkung verschwunden ist, mag man darin erkennen: Unüberwindbar zunächst, dann begehbar von einem zur Freiheit drängenden Volk.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false