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Berlin: Einheitsfeiern: Ostalgie mit Maßkrug und Äppelwoi. Die PDS feierte mit Gysi und Bisky ihr "EinheitZfest"

Gregor Gysi und Lothar Bisky ließen sich auf der Bühne freundliche Fragen gefallen, blinzelten in die Sonne und wirkten mit sich und der Welt halbwegs zufrieden. Unten, an den Ständen, gab es Unmut - auf dem Papier.

Gregor Gysi und Lothar Bisky ließen sich auf der Bühne freundliche Fragen gefallen, blinzelten in die Sonne und wirkten mit sich und der Welt halbwegs zufrieden. Unten, an den Ständen, gab es Unmut - auf dem Papier. Die FDJ etwa stellte auf Handzetteln fest, dass es sie immer noch gibt, der zu ihr passende Staat aber nicht mehr da sei. Sie warb um Mitglieder, es sei nicht zu spät, auch wenn ein "wohlbekannter Verräter des Sozialismus" von der Strafe des Lebens gesprochen hätte. Wer gestern zum "EinheitZmarkt" der PDS auf den Alexanderplatz kam, musste mit DDR-Nostalgie rechnen.

Doch die hielt sich in Grenzen, "eingeheizt" wurde einigen tausend Besuchern in erster Linie mit Sonnenschein. Unter dem großen und aufblasbaren grünen Dinosaurier, der viel zu freundlich auf die Menge blickte, beantworteten die PDS-Fraktions- und Parteispitzen Gregor Gysi und Lothar Bisky kurz nach und vor ihrem Ausstieg Fragen zum Tag. Zehn Jahre Einheit in einem Satz zu formulieren, schaffte der beredte Gysi nicht, stellte aber unter anderem fest, dass niemand über die Zeit urteilen könne ohne ein "Aber". Bisky sprach von zehn Jahren voller Widersprüche, aber dann ging es schon um den letzten Urlaub, den Gysi im Kreis Märkisch-Oderland verbrachte, Bisky am Lago Maggiore, was unter einigen Zuschauer ein zweideutiges Kopfnicken auslöste. Sein Traumurlaub aber, versicherte der scheidende PDS-Chef, sei eine Fahrt durch Sibirien, im Jeep mit den beiden Söhnen, was alte Genossen im Publikum - einer schwenkte ein DDR-Fähnchen - doch ein wenig versöhnt haben mag.

Etwas politischer wurde es dann auf der Bühne, als Gysi das "Denunziationsklima" in bestimmten Gremien seiner Partei beklagte und den Nachfolgern an der PDS-Spitze vorsorglich die Empfehlung gab: "Macht, was ihr könnt und versucht nicht ständig zu machen, was ihr nicht könnt!" Lothar Bisky bekam Beifall, als er mahnte, die PDS solle immer an die "kleinen Leute" denken, sie habe nur als sozialistische Partei eine Zukunft.

Die PDS will nicht nur ostdeutsche Interessen vertreten, sondern sich "für Bürgerrechte und soziale Gerechtigkeit" einsetzen, sagte am Abend Petra Pau. Die PDS-Landesvorsitzende traf sich mit dem Walter Momper, Vizepräsident des Abgeordnetenhauses und ehemals Regierender Bürgermeister, auf dem Fest zu einer Diskussionsrunde. Für den SPD-Politiker sei das Zusammentreffen kein "Tabubruch", sondern "schlichte Normalität, sich mit demokratischen Parteien zu unterhalten". Die PDS ist keine "Partei der Schmuddelkinder", man müsse ihr ob der Wählergunst schon Respekt zollen. Momper forderte allerdings, dass sich auch die PDS mit vergangenem Unrecht auseinandersetzen müsse, das Sozialdemokraten angetan wurde. "Ich akzeptiere das", entgegnete Pau. Beide Politiker betonten, dass SPD und PDS in Berlin "sachbezogen" zusammenarbeiten, eine "Vereinigung beider Parteien" sei nicht angestrebt. "Wir stehen in Konkurrenz zueinander."

Christian van Lessen

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