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Berlin: Eiszeit in Mitte

Am Montag wurde die Eisstockbahn auf der Friedrichstraße eröffnet. Die Diskussion darüber verläuft etwas unterkühlt.

Ja, die Eisstockbahn im Sperrbezirk der Friedrichstraße wurde gestern eröffnet – die ausgebuchte Anlage, die trotz Genehmigung eventuell wieder schließen muss, das Vielleicht-Hindernis für Autofahrer, das stadtplanerische Versehen.

An diesem Montag nutzt sie noch niemand. Nur in der Holzhütte, die sich direkt an die leere, hellgraue Fläche anschließt, steht ein Mann um zwölf Uhr hinter der Theke und packt die letzten Kartons aus. Die Flaschen hinter ihm sind zum Teil mit Schnaps gefüllt. Preisplakate hängen an den braunen Wänden. Auf dem Dach brennen Lichterketten. Es ist alles vorbereitet für die Winterattraktion, die es in Berlin seit neun Jahren gibt und die immer bis Ende Dezember geöffnet hat. Zumindest bis jetzt.

Diesmal ist die Sache mit dem Eisstockschießen allerdings komplizierter: Bislang war der Boulevard „Unter den Linden“ Standort für die Anlage. Jahr für Jahr. In diesem Jahr musste die Verkehrslenkung Berlin (VLB) wegen der Baustellen für die Linie der U5 aber einen anderen Platz finden und schlug dem Veranstalter Francesco Mazuhn wie berichtet den abgesperrten Bereich der Friedrichstraße zwischen der Behrenstraße und der Mittelstraße vor. Immerhin sollte dort bis zum nächsten Frühjahr gehämmert und gebuddelt werden. Nun ja. Sollte. Weil die Bauarbeiten aber schneller als erwartet vorangingen, kündigte Verkehrssenator Michael Müller (SPD) vor einer Woche an, den Straßenabschnitt schon Anfang Dezember wieder für die Autofahrer zu öffnen. Ohne zu bedenken, dass dort doch die Eisbahn stehen wird.

„Was jetzt passiert, ist noch immer nicht entschieden“, sagt Francesco Mazuhn am Montag. Überhaupt habe er von einer möglichen Widerrufung seiner Erlaubnis erst aus den Medien erfahren – und die Vorschläge des Tiefbauamtes Mitte für einen anderen Standort seien alle unpassend gewesen. Mehr möchte der Veranstalter zu diesem Thema nicht sagen. Weder, wie viel Geld er in die Winteraktivität investiert, noch, wer die Kosten bei einem eventuellen Umzug oder Ausfall übernehmen müsste.

Ähnlich unterkühlt äußert sich am Montag auch eine BVG-Sprecherin. „Wir haben bisher keine klare Ansage von der VLB bekommen, wann die Baustelle Friedrichstraße für die Autofahrer geräumt werden soll“, sagt sie. „Keine klare Ansage“ also. Das ist anscheinend das Grundproblem der Diskussion. Von heute auf morgen könne der Abschnitt jedenfalls nicht fertig sein. Ampelschaltungen würden noch fehlen und Straßenmarkierungen. Wege für Radfahrer und Fußgänger seien noch nicht fertig – und dann sei da noch die Gefahr von Nachtfrost.

Die Verkehrsverwaltung sagt ebenfalls nicht viel. Entweder müsse die Eisstockbahn, so eine Sprecherin, wieder abgebaut werden oder die Wintersportler müssten sich die zwei Bahnen der Friedrichstraße mit den Autofahrern teilen.

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