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Berlin: Entspannter sein – das wünschen wir uns für zu Hause ZURÜCK IN BERLIN

Rückkehrer aus dem Urlaub schätzen die lockere Art im Ausland

„Gelandet“ steht auf der Tafel über dem Flugschalter in Tegel. Noch warten die Ankömmlinge am Gepäckband hinter der Glaswand. Manche winken zu den wartenden Leuten im Flur herüber, und Geschwister, Eltern, Freunde oder Liebhaber winken aufgeregt zurück. Dann fährt die Glastür auf, und die ersten Braungebrannten erscheinen.

„In Avellino bin ich ein anderer Mensch als hier“, sagt Teresa Lepore. Sie verbringt jedes Jahr ihre Ferien bei Verwandten in Avellino nahe Neapel. „Die Leute dort sind geselliger. Sie lachen mehr.“ Das will Teresa Lepore auch hier versuchen. In Berlin gehe sie nicht jeden Abend aus wie in Italien. Aber darum gehe es ihr gar nicht. Nicht nur in geselligen Runden, sondern auch im Alltag zeigten die Italiener mehr Humor: „Das macht vieles leichter.“

Auch wenn die meisten Urlauber streng zwischen Entspanntheit im Ferienland und Hetze im Berliner Alltag unterscheiden, beeindruckt sie der gelassene Umgang mit Sorgen und bösen Überraschungen in anderen Ländern. Ein bisschen von diesem Gefühl möchte jeder Berliner mitbringen.

Aus Gate 9 kommen die ersten Passagiere. Das Flugzeug aus Frankfurt bringt viele Fernreisende. Mit übernächtigten, aber glücklichen Gesichtern begrüßen diese ihre Lieben und schieben schnell ihre Wagen zum Ausgang. Das Bett ruft. 24 Stunden ist Christof Walther schon auf den Beinen. Zwei Wochen lang war er durch Kanada gereist. Und als er zu seiner Schwester nach Toronto kam, fiel der Strom aus. Was er dabei erlebte, hat ihn beeindruckt: „Die Kanadier gingen so relaxt mit der Situation um“, sagt Walther. „Das finde ich toll!“ Die Ampeln seien ausgefallen, aber keiner habe sich aufgeregt. Stattdessen hätten sich junge Leute, die zufällig Trillerpfeifen bei sich trugen, auf die Kreuzung gestellt und den Verkehr geregelt. „Das würden Sie bei uns nie sehen! Da würde jeder herumschimpfen“, sagt Walther. „Ich wünschte mir, wir wären relaxter.“

Um ihre Lockerheit beneidet auch Sylvia Edler ihre Gastgeber. Sie kommt gerade aus Taormina in Sizilien. „Vieles wird viel lässiger gehandhabt. Da kann man zum Beispiel überall am Strand grillen“, sagt die Angestellte im öffentlichen Dienst. „In Berlin geht das nur an ausgewiesenen Grillplätzen.“ Der Nachteil der Lässigkeit sei, dass die Umwelt in Sizilien mehr leiden müsse. Nicht alle Gepflogenheiten aus dem Ferienland findet sie zu Hause wünschenswert. „Ich freue mich auf Berlin – am meisten auf meine Familie“, sagt Sylvia Edler. Ihre Mutter und ihr Bruder erwarten sie schon. Dieser hatte im Juli eine Woche lang an der Westküste von Mallorca erlebt, „wie man das Leben ruhiger angehen lassen kann“. Er würde das auch gerne in Berlin versuchen. „Aber spätestens nach einer Woche hat einen der Alltag wieder“, sagt der Polizist. Er freut sich über die Ankunft seiner strahlenden Schwester. Sie scheint die ansteckende Gelassenheit noch in sich zu tragen. „La dolce vita“ nennt die Heimkehrerin ihr italienisches Ferienerlebnis. Ob sie das in den Berliner Alltag übertragen kann? „Eine lange Siesta kann ich mir bei meiner Arbeit natürlich nicht leisten.“ Aber dafür kocht sie viel italienische Gerichte zu Hause. Ein bisschen Dolce Vita nach Feierabend für die Daheimgebliebenen geht immer.

Till Schröder

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