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Berlin: Entwicklungshilfe für Einkaufsstraßen

Berlin ist mehr als Alex, Ku’damm und Potsdamer Platz: Senat will Zentren wie Tempelhofer Damm oder Schönhauser Allee attraktiver machen

Die Stadtentwicklungsverwaltung wendet sich den Problemen der Berliner Einkaufsstraßen zu. Seit dem Mauerfall stand die Entwicklung der Zentrumsmeilen am Alex, Ku’damm oder Potsdamer Platz im Mittelpunkt, jetzt hat die Verwaltung von Senatorin Ingeborg Junge- Reyer (SPD) einen Stadtentwicklungsplan „Zentren“ für die anderen Einkaufsstraßen erstellt. Ende Oktober soll der Plan erstmals im Senat diskutiert werden. „Es war richtig, sich in den letzten Jahren der City zu widmen“, sagte die Senatorin am Montag, „aber wir dürfen den Tempelhofer Damm oder die Schönhauser Allee nicht aus dem Blick verlieren.“

Mit der Frage, wie kränkelnde Innenstädte wieder attraktiver werden, befasst sich auch ein zweitägiger Kongress im Roten Rathaus, den Junge-Reyer zusammen mit dem Minister für Städtebau des Landes Nordrhein-Westfalen, Michael Vesper, am Montag eröffnete. Auf der Grundlage des an Rhein und Ruhr seit sechs Jahren praktizierten Programms „Ab in die Mitte“ wollen die Stadtplaner über Wege diskutieren, die Innenstädte wieder attraktiver zu machen.

Der Stadtentwicklungsplan listet anhand von Einkommens- und Bevölkerungsstruktur die Potenziale der Berliner Einkaufsstraßen auf und legt fest, wo noch neue Einzelhandelsflächen entstehen können. Zusammen mit dem Plan will die Verwaltung außerdem einen Wettbewerb der Einkaufsstraßen ausloben. Dabei sollen Projekte prämiert werden, die zur Steigerung der Attraktivität beitragen. „Es geht nicht darum, Dönerbuden und Chinapfannen aneinander zu reihen“, erklärt Dietrich Flicke, Abteilungsleiter der Stadtentwicklungsverwaltung, „sondern um ein künstlerische Idee zum Beispiel.“ Vorbilder hat das „Ab in die Mitte“-Projekt aus Nordrhein-Westfalen genügend geliefert, etwa eine kunstvolle Beleuchtung der Schwebebahn in Wuppertal. Das kann sich die Verwaltung auch für die stadtbildprägende Hochbahn in Kreuzberg oder Prenzlauer Berg vorstellen, um das Image zu stärken. Für den Wettbewerb hat der Senat als Preisgeld 100000 Euro zur Verfügung gestellt. Wie viel Steuergelder in die konkrete Umsetzung der Ideen fließen wird, steht jedoch noch nicht fest.

Es hört sich alles ein wenig nach Quartiersmanagement für die bedrohten Einkaufsstraßen an und so ist es auch gemeint. Genauso wie in den Problemkiezen sollen auch in den Einkaufsstraßen alle an einen Tisch. Mit dabei wäre immer auch die Industrie- und Handelskammer (IHK). Ihr Präsident Eric Schweitzer forderte eine „Rückbesinnung auf die Werte der Stadt“ und verlangte eine Stärkung der kleinen Läden, die noch vom Inhaber selbst geführt werden: „Sie sind das Salz in der Suppe der Innenstädte.“

Für eine Zusammenarbeit dieser Art gibt es erfolgreiche Beispiele aus New York oder London. Anders als dort laufen die Innenstadt-Projekte hierzulande auf eine Private-Partnership-Finanzierung hinaus, bei der Steuern neben Sponsorengeldern verwendet werden. Ironie dabei: Einer der Partner ist der in Schwierigkeiten geratene Karstadt-Konzern.

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