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Berlin: Erdogan besucht Berlin, aber nicht dieTürken

Ministerpräsident kommt am Freitag, um für den EU-Beitritt zu werben. Keine Begegnung mit seinen Landsleuten

„Das wird das türkische Jahr für die EU“, prophezeite das auflagenstarke und meinungsbildende Blatt Hürriyet noch am Sonnabend. Und noch in dieser Woche werden dies die Berliner wieder einmal zu spüren bekommen. Am Freitag wird der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in der Stadt sein – auf Einladung der Bertelsmann-Stiftung. Denn zum sechsten Mal lädt die Stiftung zu ihrem „Internationalen Forum“ ein, das am Sonnabend endet. Das Thema dieses Mal: Nachdenken über europäische Alternativen. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wird die Veranstaltung mit hochrangigen Vertretern aus 29 Staaten im Auswärtigen Amt um 14 Uhr eröffnen. Aber auch Außenminister Joschka Fischer (Grüne) wird als Hausherr anwesend sein.

Schon Ende 2004 könnte die Europäische Union der Türkei Beitrittsverhandlungen anbieten. Bis dahin wird dieses Thema auch die öffentliche Diskussion in Berlin bestimmen. Passt das Land am Bosporus mit seiner überwiegenden muslimischen Bevölkerung zur Europäischen Gemeinschaft? Kann das Land die Bedingungen für den Beitritt erfüllen? Insofern ist dies ein wichtiger Besuch für den türkischen Ministerpräsidenten. In der Türkei denkt man derzeit nicht über Alternativen nach, sondern will so bald wie möglich in die EU. Teilnehmen werden an dem Forum nicht nur der türkische Ministerpräsident, sondern auch führende Repräsentanten aus Russland, der USA, der Schweiz sowie Ukraine, Israel, Kroatien, Serbien-Montenegro, Rumänien und Kosovo. Auch das EU-Kommissionsmitglied Günder Verheugen wird bei der Tagung mit dabei sein.

Einen offiziellen Termin mit Bundeskanzler Schröder gibt es nach Auskunft der türkischen Botschaft nicht. Eine Begegnung mit Außenminister Fischer wird es im Rahmen der Veranstaltung jedoch gewiss geben, weil Recep Erdogan auch bei der Eröffnung dabei sein wird. „Was hinter den Kulissen passieren wird, können wir natürlich nicht abschätzen“, sagt Norbert Osterwinter von der Bertelsmann-Stiftung.

Eines steht jedoch schon fest: Recep Erdogan wird zusammen mit Vertretern des türkischen Verbandes der Türkischen Industriellen (Tüsiad) und der Vorsitzenden des Innenausschusses des Bundestages, Cornelia Sonntag-Wolgast, in der Residenz von Peter- Jörg Klein, des Vorstandsvorsitzenden der Europäischen Akademie, frühstücken. Deshalb wird Erdogan schon Donnerstagnacht anreisen. Unter anderem geht es dabei um Integrationsfragen, teilte die Akademie und der türkische Verband mit. Freitagnacht reist Recep Erdogan dann auch schon wieder ab. Zuletzt war Erdogan im vergangenen September in Berlin; unter anderem besuchte er die Internationale Funkausstellung.

Suzan Gülfirat

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