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Berlin: Es muss nicht immer Operette sein

Wie Berlin um Käufer für das traditionsreiche Metropol-Theater wirbt

Sie wollten schon immer eine Eislaufbahn betreiben? Dann sollten Sie sich bei Silvia Rothert bewerben. Die Dame muss im Auftrag des Liegenschaftsfonds das ehemalige Metropol-Theater an den Mann bringen. „Soweit dies aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten vertretbar erscheint“, soll das Haus künftig „möglichst der historischen Bedeutung des Standortes entsprechend“ genutzt werden. Was liegt also näher, als eine Eisbahn aufzumachen? Als Schlittschuhtempel schließlich begann 1911 die Geschichte des Hauses. Später waren die legendären Haller-Revuen zu sehen, hier fand der Vereinigungsparteitag von SPD und KPD statt. Nach 1945 bot das Gebäude zuerst der Staatsoper, später dem Operettentheater eine Heimstatt.

Die reiche Tradition des Gebäudekomplexes wird in dem Exposé des Liegenschaftsfonds zwar skizziert, eine kulturelle Nutzung ist aber keineswegs Voraussetzung für den Zuschlag. Aus dem fünfzehnseitigen Papier, das dem Tagesspiegel vorliegt, geht hervor, dass es dem Liegenschaftsfonds allein darum geht, einen solventen Käufer zu finden. Dafür zeigt man sich flexibel: Die Aufhebung des bestehenden Denkmalschutzes sei „nicht ausgeschlossen“, ein Abriss denkbar. Zudem wird darauf verwiesen, dass das Kabarett „Distel“ im Admiralspalast lediglich einen Mietvertrag bis Ende 2005 besitzt.

In blumigen Worten wird das marode, teilentkernte Theater samt verrottetem Innenhof („Einsturzgefahr“) und „desolater“ Rückfassade an der Planckstraße angepriesen: Ebenso attraktiv wie die „Makro-Lage“ („Cafés und Clubs laden zum Verweilen und Genießen ein“) sei die „Mikro-Lage“ („das hohe Niveau des ehem. Etablissements ist durch die aufwändige Gestaltung der Fassaden ablesbar“). Die Belastung mit Asbest halte sich ,„in überschaubarem Rahmen“. Wasser stehe nur im „tiefer gelegenen Unterkeller“.

Wer Lust hat, beim Schnäppchen-Verkauf mitzubieten, kann sein Angebot bis 31.Mai „im verschlossenen Umschlag“ beim Liegenschaftsfonds einreichen. Frau Rothert freut sich auf Ihre Post.

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