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Berlin: „Es wird keine Streikbrecher geben“

DIE AKTUELLE FRAGE Heute wird erstmals seit 70 Jahren in Berliner Metallbetrieben wieder gestreikt. Wie fühlen sich die Hauptakteure kurz vor Beginn des Arbeitskampfes?

DIE AKTUELLE FRAGE

Heute wird erstmals seit 70 Jahren in Berliner Metallbetrieben wieder gestreikt. Wie fühlen sich die Hauptakteure kurz vor Beginn des Arbeitskampfes? Sandra Dassler fragte Günter Triebe von der Streikleitung im Otis-Werk Reinickendorf, wo bereits gestern abend der Ausstand begann.

Wie fühlen Sie sich?

Die Streikvorbereitungen in den vergangenen Tagen waren ein gewaltiger Kraftakt.

Dafür können Sie sich ja ab jetzt ausruhen.

Schön wär’s. Streik heißt nicht, dass man auf der faulen Haut liegt. Die Kollegen werden die Zeit, in der sie sonst arbeiten, anwesend sein. Die müssen betreut werden – und die Unterhaltung darf auch nicht zu kurz kommen.

Sorgen dafür nicht schon die Kampfreden der Funktionäre?

Die kommen zwar heute auch in Star-Besetzung zu uns, aber wir erwarten auch kleine Unterhaltungsprogramme der befreundeten Gewerkschaften. Und wir haben einige Filme vorbereitet.

„Thälmann – Führer seiner Klasse?“

Nee, das können wir besonders unseren Kollegen aus Ostberlin und Brandenburg nicht antun. Es läuft zum Beispiel „Mit Pauken und Trompeten“, in dem es um den Niedergang eines britischen Bergwerks geht. Oder „Ganz oder gar nicht“, ein Film über arbeitslose Männer, die eine Striptease-Band gründen.

Apropos – werden Sie Streikbrechern die Hosen ausziehen?

Das wird nicht nötig sein. Unter den Arbeitern wird es keine Streikbrecher geben, und falls von den Angestellten jemand ins Werk will, müsste er am Tor eine Wand von Körpern überwinden. Das schafft keiner ohne Anwendung körperlicher Gewalt.

Sie haben schon die Ost-Kollegen angesprochen. Sind Sie für die Lohnangleichung?

Absolut. In unserem Stammbetrieb werden zwar die gleichen Löhne gezahlt, aber wir haben ja Montagebetriebe überall im Land. Da erleben wir, wie die Arbeitnehmer gegeneinander ausgespielt werden. Immer wieder versucht man beispielsweise West-Monteure in den Osten zu versetzen, weil sie da statt 35 eben 38 Stunden arbeiten müssten. Ohne Lohnausgleich.

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