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Berlin: Falscher Tretroller: Einfach nur die ein übersetztes Kickboard?

Die Leserin ist so Plusminus 60 Jahre jung, was sie in der von ihr zur öffentlichen Sprache gebrachten Sache zur ausgesprochen Berufenen macht. Sie fragt zu Recht, warum immer wieder vom "Tretroller" die Rede ist, wenn ein Roller gemeint sei.

Die Leserin ist so Plusminus 60 Jahre jung, was sie in der von ihr zur öffentlichen Sprache gebrachten Sache zur ausgesprochen Berufenen macht. Sie fragt zu Recht, warum immer wieder vom "Tretroller" die Rede ist, wenn ein Roller gemeint sei. Und sie spielt auf jene kleinrädrig und chromglänzenden, leichten und zusammenklappbaren Dinger an, mit denen nicht nur ganz junge Leute durch die Gegend flitzen. Sie selbst hat auch so einen Roller, findet ihn sehr vergnüglich und praktisch auch.

Warum die Bezeichnung "Tretroller" für dieses Gerät unzutreffend ist? Weil es regelrechte Tretroller mal gab. Sie waren größer als Kinderroller, ihre Räder hatten Speichen. Auf dem Trittbrett war ein weiteres Brett, das eine Zahnstange hatte, die mit dem Zahnrad an der Hinterachse verbunden war. So trat man, ohne sich mit einem Fuß am Boden abstoßen zu müssen, seinen Tretroller. Ich hatte, dem Kinderroller entwachsen, auch noch so einen Tretroller bis nach Kriegsende. Hier zeigt sich, dass ein fester Begriff einen Bedeutungswandel durchgemacht hat. Der Tretroller früherer Generationen trat seine eindeutige Rolle an den zweideutigen Roller ab. Immerhin ist der schlichte Roller, den man mit hinkendem Treten in Fahrt bringen muss, entwicklungsgeschichtlich hinter dem Tretroller zu suchen. Kurzum: Es wurde einfach einer Zwischengeneration unser schöner Tretroller schnöde vorenthalten.

Immerhin ist bei diesem Begriffswandel etwas Erfreuliches im Spiel: Man hat noch ein deutsches Wort dafür. Oder irre ich da? Nennt man womöglich die falschen Tretroller überdies begriffsärmlich schon "Kickboard"?

Ekkehard Schwerk

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