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Familienpolitik: Kein Krippenstreit in Berlin

Bei der Schuldenhöhe gehört Berlin deutschlandweit zu den Spitzenreitern - in punkto Krippenplätze zeigt sich die Hauptstadt dagegen von ihrer positiven Seite. Laut Schulsenator Zöllner gibt es mehr Angebot als Nachfrage.

Berlin - Den Krach in der großen Koalition um den Ausbau der Krippenplätze auf bundesweit 750.000 verfolgen Berlins Landespolitiker aus großer Distanz. In den Statistiken der Krippen-, Kita- und Hortbetreuung landet die Hauptstadt - im Gegensatz zu ihrem Abstiegsplatz in der Schuldentabelle - auf Top-Rängen. "Berlin ist eine kinderfreundliche Stadt", sagt Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD). Im Vorjahr konnten für rund 83.000 Kinder unter drei Jahren etwa 35.000 Krippenplätze angeboten werden - eine Versorgungsquote von gut 42 Prozent.

Sogar die in Berlin in der Schul- und Familienpolitik meist zürnende Bildungsgewerkschaft GEW wird da milde: "Hier können sich die Herren Politiker einmal gemütlich zurücklehnen", sagt Landeschefin Rose-Marie Seggelke. Die Gewerkschafterin warnt die Politiker aber vor zu viel Selbstzufriedenheit. "Wenn jetzt die Kosten für die vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) versprochenen drei gebührenfreien Kita-Jahre zusammengekratzt werden, darf dies nicht zu Reduzierungen bei den Krippenplätzen führen."

Hauptstadt profitiert vom DDR-Erbe

Die Landesregierung profitiert bei ihren stolz präsentierten Kinder-Statistiken deutlich vom DDR-Erbteil. Ungefähr 75 Prozent der angebotenen Betreuungsplätze befinden sich im Ostteil der Stadt. Aber auch der Westen der Stadt galt in Sachen Kinderkrippen schon weit vor der Wende nicht als weißer Fleck - völlig anders als die meisten anderen alten Bundesländer.

Denn so wie heute Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) bundesweit für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf streitet, tat dies in den 80er Jahren in West-Berlin die damalige Schulsenatorin Hanna-Renate Laurien. Die CDU-Schulpolitikerin hatte damals nicht minder mit Vorbehalten und Widerständen aus ihrer eigenen Partei zu kämpfen.

Insgesamt liegen die Berliner Angebote für die bei den "Tigertatzen", im "Hasenbau" oder in der "Bärenhöhle" spielenden Kleinkinder mit rund 42 Prozent Versorgung weit vor den Stadtstaaten Hamburg (13 Prozent) und Bremen (10 Prozent). Noch deutlicher ist der Unterschied zu westdeutschen Flächenländern wie Bayern, Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen. Die Berliner Führungsrolle setzt sich in den Kindertagesstätten ungebrochen fort: In den Kitas für die Drei- bis Sechsjährigen wurden im Vorjahr 73.118 Plätze für 80.326 Kinder dieser Altersklassen (91 Prozent) angeboten.

"Berlin ist bundesweit Spitze"

Und viele der Krippen- und Kita-Plätze sind, je nach Stadtlage, noch verwaist. So prangt neuerdings an einer großen Kirche im Berliner Stadtteil Lichterfelde-Süd ein weithin leuchtendes gelbes Schild: "Krippen- und Kita-Plätze frei!" Schulsenator Zöllner greift die günstige Lage gern auf und verkündet auf der Homepage seiner Verwaltung: "In Berlin sind Beruf und Familie vereinbar, denn das Kita-Angebot ist quantitativ und qualitativ Spitze. Berlin ist bundesweit Spitze."

Vor dem Hintergrund der im Bundesvergleich positiven Berlin-Zahlen findet die Opposition keinen rechten Kritik-Ansatz. Ihre bildungspolitischen Sprecher kritisieren, dass der Senat aus ihrer Sicht die Chancen in der Krippenbetreuung und in den Kitas nicht ausreichend nutzt. "Sprachförderung und Bildung müssten viel früher beginnen", sagt zum Beispiel Mieke Senftleben (FDP). (Von Hans-Rüdiger Bein, dpa)

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