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FDP: Berliner Liberale vor der Runderneuerung

Die beiden wichtigsten Berliner FDP-Politiker treten gegeneinander an. Fraktionschef Lindner will es noch mal wissen und kandidiert gegen Landeschef Löning für den Bundestag.

Als Tandemfahrer waren sie mal gestartet – davon ist nichts mehr übrig. Jetzt treten die beiden wichtigsten Berliner FDP-Politiker gegeneinander an. Landeschef Markus Löning will am Sonnabend auf den ersten Listenplatz der Bundestagskandidaten gewählt werden. Dieses Ziel verfolgt auch Fraktionschef Martin Lindner. Und weil die Berliner Liberalen eine Individualisten-Partei sind, gibt es einen dritten Kandidaten für den ersten Listenplatz. Er heißt Bodo Stephan, kommt aus dem Bezirksverband Mitte, ist erst seit kurzer Zeit Mitglied der Partei und „ganz für sich allein unterwegs“, wie ein Liberaler sagt: „Ich kenne keinen, der ihn unterstützt.“ Aber wer weiß zur Zeit schon genau, wer wen in der FDP unterstützt. Kein halbes Jahr ist es her, da wollte Fraktionschef Lindner auch Landeschef werden. Während Lindner noch die Zuversicht des politischen Alphatieres verbreitete, rechnete einer der wichtigsten Männer in der Partei vor, dass Lindner rund 20 Stimmen fehlen würden, um zu siegen. Genauso kam es.

Jetzt sagen viele, die sich in der Partei auskennen, Lindner habe die besseren Chancen auf den ersten Listenplatz. Vor Wochen schon hat der Mann, der der Berliner FDP das Opponieren wieder beigebracht hat, offenbar die Mehrheit der Delegierten seines Heimatverbands Steglitz-Zehlendorf gewonnen. Und anders als im Herbst könnte Lindner jetzt, da es um die Bundestagsnominierung geht, auch Stimmen aus dem starken Bezirksverband Charlottenburg-Wilmersdorf bekommen: Aus Wilmersdorf kommt der Abgeordnete Christoph Meyer, einer der geschicktesten Organisatoren innerparteilicher Macht – und vermutlich Lindners Nachfolger als Fraktionschef.

Das nämlich kommt bei aller Aufregung über Bundestagswahl, 17 Prozent in den Umfragen und mögliches Regieren mit Angela Merkel hinzu: Lindners Tage als Fraktionschef sind – so sieht man das in der FDP – an zwei Händen abzuzählen: Am Dienstag kommender Woche finden turnusgemäß die Vorstandswahlen der liberalen Fraktion statt. Da müsse ein Nachfolger für Lindner gewählt werden, heißt es in Fraktion und Partei. Entweder sei er auf einem sicheren Bundestagslistenplatz oder er sei durchgefallen. Die Fraktion müsse dann ein Neuer führen – zumal Lindner anzumerken sei, dass er „keinen Bock“ mehr auf die Landespolitik habe.

Mit dem Duell der liberalen Giganten dürften die Spannungen in der FDP am Sonnabend nicht abgebaut sein. Um Platz zwei konkurrieren der Bundestagsabgeordnete Hellmut Königshaus aus Treptow-Köpenick und Lars Lindemann aus Charlottenburg-Wilmersdorf. Auf Platz drei könnte der Verlierer der Auseinandersetzung Lindner/Löning antreten. Doch will auch die renommierte Bildungsfachfrau Mieke Senftleben auf diesem recht sicheren Platz in den Wahlkampf gehen. Es wird, nur das steht fest, ein emotional aufreibender Sonnabend.

Das kennt die Berliner FDP allerdings von sich. Womöglich wirkt sich die Listenaufstellung auch auf die Landesspitze aus. Denn ein Landeschef, der von seinen Parteifreunden auf der Kandidatenliste durchgereicht wird, muss Konsequenzen ziehen. Werner van Bebber

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