Ferdi B.: Prozess vor Berliner Landgericht beginnt - ohne Leiche

Drei Wochen nach dem Verschwinden seines Vermieters erstattete Ferdi B. eine Vermisstenanzeige bei der Polizei. Ermittlungen liefen an, bald danach gingen die Ermittler von einem Verbrechen aus – mit dem angeblich besorgten Mitbewohner als Verdächtigen. Die Leiche von Helmut R. aus Wilmersdorf wurde zwar bislang nicht gefunden. Doch die Staatsanwaltschaft ist überzeugt: Es war Mord. Ein Jahr nach dem Verschwinden des 42-Jährigen begann am Freitag vor dem Landgericht der Prozess ohne Leiche. Der Angeklagte Ferdi B. hüllte sich in Schweigen.

Helmut R. handelte zuletzt online mit Devisen. Er soll über ein Investmentsystem zu Geld gekommen sein, möglicherweise betrügerisch. Mit Ferdi B., einem verschuldeten Ex-Gastwirt, war er gut befreundet. Seit 2016 habe der 47-Jährige bei dem Geschäftsmann gewohnt, hieß es. Für 410 Euro Untermiete, die vom Jobcenter gezahlt wurde. R. soll sich gegenüber dem Mitbewohner spendabel gezeigt und beispielsweise Reisen bezahlt haben.

Aus Habgier und zur Verdeckung von Diebstählen

Seit dem 19. Oktober 2017 ist R. verschwunden. Etwa drei Stunden nach R.s Rückkehr aus einem Urlaub soll B. ihn getötet haben – aus Habgier und zur Verdeckung von Diebstählen. Ferdi B. soll dem Freund mehrere Luxus-Armbanduhren, Münzen und Schmuck entwendet haben. Einige Stücke habe er ins Pfandhaus getragen. Mit Daten von R. habe er Geld von dessen Konten geholt, 22 Mal Autos gemietet. Insgesamt soll B. rund 42 000 Euro erlangt haben.

Die beiden Verteidiger von B. sehen die Fall ganz anders: „Er hat R. nicht umgebracht.“ Die Anklage stehe auf schwachen Füßen. Es sei möglich, dass R. untergetaucht ist. „Vielleicht stand ihm das Wasser bis zu Hals.“ Der Prozess geht am Dienstag weiter.