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„Laaaangweilig!“ Grenzhund Bello von der NVA und sein Dienstherrchen sind nun seit 23 Jahren arbeitslos.Foto: pa/ZB

© picture-alliance/ ZB

Berlin: FIGHT FOR HITLER’S WALL!

Ach, liebe Leserinnen und Leser, wieder entzweit die Mauer die Menschen in dieser Stadt. Der Kampf an der ehemaligen Zonengrenze geht in eine neue Runde.

Ach, liebe Leserinnen und Leser, wieder entzweit die Mauer die Menschen in dieser Stadt. Der Kampf an der ehemaligen Zonengrenze geht in eine neue Runde. Diesmal zum Glück ohne Waffen und Schießbefehl. Vielleicht wird die Auseinandersetzung gerade so erbittert geführt, weil die Abschreckung fehlt. Früher jedenfalls war der Todesstreifen demofreie Zone. In den vergangenen Tagen haben wir gelernt, dass der Betonwall ein Kulturdenkmal geworden ist. Margot Honecker wird es mit Genugtuung erfüllen. Beim Protest gegen den Mauerdurchbruch an der East Side Gallery wuchs zusammen, was nicht zusammenpasst. Mediaspree-Gegner, Hipster, Tourismuswerber und Denkmalschützer gingen gemeinsam demonstrieren – auch in Amerika machte das Schlagzeilen: „Berliners fight for Hitler’s wall“, schrieb der „Boston Globe“ oder irgendeine andere texanische Zeitung. Egal. Aber wie denken die normalen Berlinerinnen und Berliner über den Streit? Wir haben uns umgehört.

Schöneberg, 11.30 Uhr: Axel O. (46), Coiffeur, in Eile am Winterfeldtplatz: „Ochnee, nicht zu politischen Fragen. Ich muss jetzt Schrippen holen. Schüssi.“

Hellersdorf, 12 Uhr: Gertrud M. (92), auf einer Bank im Liberty Park: „Dafür sind wir ’89 nicht auf die Straße gegangen, dass die Mauer stehen bleibt. Ich sowieso nicht – als Frau vom Minister.“

Lichtenberg, 12.25 Uhr: Geschichtslehrer Günter Z. (58), im zweigestreiften Trainingsanzug vor dem Sportforum Hohenschönhausen. „Bloß nicht noch mehr Löcher. Kommen schon genug rüber, Studenten und Zeugs. Wird alles nur teurer. Schaut die Straße rauf und runter und kommt ganz nah ran.] Wenn’s nach mir geht: Wiederaufbauen die Mauer, aber diesmal sechs Meter hoch - mindestens.“

Wilmersdorf, 13.05 Uhr: Benny P. (15), auf dem Schulhof des Goethe-Gymna- siums, konzentriert sich auf sein Handy- Ballerspiel: „Was für ’ne Mauer…? Ach Scheiße, jetzt bin ich tot“.

Reinickendorf, 16.40 Uhr: Ernst-Friedrich B. (74), emeritierter Germanistik-Dozent aus Heiligensee: „Wissen Sie, Iest Seid Gällerie, da sage ich Ihnen gleich gar nichts dazu. Die Verenglischung der Schandmauer halte ich für eine Beleidigung der deutschen Sprache – und unserer West-Alliierten.“

Treptow, 18 Uhr: Vor dem Herrenrasse- Ausstatter „Hexogon“ in Schöneweide. Pascal H. (23) versteht die Frage nicht. „Welche Mauer? Scheiße, du bist gleich tot, Zecke.“

Spandau, 19.10 Uhr: Walter P. (88), Bier- stübchen Schönwalder Straße. : „Wat? Die Grenze is’ uff? Mach keene Witze.“

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