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Bürgerprotest gegen die Flugroutenplanung am Dienstagabend in Lichtenrade. Foto: dpa

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Flugrouten: Anwohner forderten mehr Informationen - vor fünf Jahren

Vor fünf Jahren hatten die zahlreichen Bürgerinitiativen Zweifel an den Höhenangaben bei den Flugrouten. Außerdem stieg die Angst vor einem möglichen 24-Stunden-Betrieb. Was Klaus Kurpjuweit darüber schrieb.

Wie kann der Protest weitergehen? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Informationsveranstaltung am Montagabend, die von der FDP organisiert worden war. Mehrere hundert Besucher waren in den Großen Saal des Restaurants „Tomasa“ in Zehlendorf gekommen, in dem kein Stuhl mehr frei blieb. Einig war man sich, dass die künftigen Routen von und zum neuen Flughafen in Schönefeld nicht, wie von der Flugsicherung vorgesehen, auch über das Stadtgebiet führen sollen. Wie dies vermieden werden kann, blieb allerdings ungeklärt. Fest steht: Der Protest wird weitergehen.

Marela Bone-Winkel, die eine der ersten Bürgerinitiativen („Keine Flugrouten über Berlin“) nach der Veröffentlichung der Routenpläne vor sechs Wochen gegründet hat, kritisierte, dass bisher keine überzeugenden Gründe genannt worden seien, warum das Stadtgebiet überflogen werden müsse. Der neue Flughafen sei außerhalb Berlins geplant worden, um die Bewohner in der Stadt zu entlasten. Durch die jetzt vorgesehenen An- und Abflüge würden jedoch Zehntausende erneut belastet. Der Flugsicherung warf Bone-Winkler vor, Informationen zurückzuhalten – auch zu den vorgesehenen Flughöhen.

Für den Flugexperten und Juristen Elmar Giemulla ist das bisherige Vorgehen „ein Beispiel dafür, wie der Rechtsstaat nicht funktionieren sollte.“ Die Betroffenen seien viel zu spät in das Verfahren einbezogen worden. Giemulla schlug ein neues Anhörungsverfahren vor, in dem die neu vom Lärm betroffenen Anwohner ihre Bedenken und Einwände gegenüber der Flugsicherung vorbringen könnten.

Auch der Präsident der Bundesvereinigung gegen Fluglärm, Helmut Breidenbach, stellte die Frage, warum die Information so spät erfolgt sei. In der Schönefelder Fluglärmkommission habe man schon vor Monaten nach den voraussichtlichen Routen gefragt, aber keine Antwort erhalten.

Die Lage der künftigen Routen sei auch wichtig, weil die Bundesregierung plane, das Nachtflugverbot zu lockern oder gar aufzuheben. Auch Bone-Winkel befürchtete, dass es in wenigen Jahren zu einem 24-Stunden-Flugbetrieb kommen werde, um den Flughafen wirtschaftlich betreiben zu können.

Giemulla forderte, auf den Parallelstart von Flugzeugen zu verzichten. Diese „unabhängigen Starts“ erfordern, dass die Kurse der Flugzeuge nach dem Start abknicken – um mindestens 15 Grad. Deshalb haben die Planer die Routen näher an und über bewohnte Gebiete gerückt als im Genehmigungsverfahren für den Flughafenbau vorgesehen war. Im Westen sind vor allem Lichtenrade, Kleinmachnow, Stahnsdorf und Wannsee/Zehlendorf betroffen, im Osten Zeuthen. Allerdings hat Flughafenchef Rainer Schwarz schon darauf verwiesen, dass auf die Parallelstarts nicht verzichtet werden könne.

Nach Forderungen aus dem Publikum musste Moderator Klaus-Peter von Lüdeke, der verkehrspolitische Sprecher der FDP, zusichern, bei seinem Parteifreund Jan Mücke, der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium ist, Druck zu machen, damit die Bundesregierung sich für die Betroffenen engagiert. Immerhin auch ein Erfolg der Veranstaltung. Die nächste Demonstration findet am 24. Oktober um 15 Uhr auf dem Marktplatz in Teltow statt.
Der Beitrag erscheint in unserer Rubrik "Vor fünf Jahren"

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