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Das Dienstgebäude der Finanzverwaltung in der Klosterstraße 59 soll schon im August Außenjalousien bekommen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Sonnenschutz in der Verwaltung: Forderung nach Außenjalousien an denkmalgeschützten Bauten

Jalousien statt Klimaanlagen: Der Hauptpersonalrat fordert einen wirksamen Sonnenschutz auch für denkmalgeschützte Dienstgebäude.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

„Sonnenschutz muss her“, fordert der Hauptpersonalrat (HPR) der Berliner Verwaltung. Weil auch in den nächsten Jahren vermehrt mit heißen Sommern zu rechnen sei, sollten die öffentlichen Dienstgebäude mit Außenjalousien versehen werden. Dann bleibe die Hitze gleich draußen vor den Fenstern, das sei erfahrungsgemäß eine wirksame Investition – und umweltfreundlicher als Klimaanlagen. Solche Jalousien kosteten zwar viel Geld, würden sich aber über die Zeit rentieren, teilte die HPR-Vorsitzende Daniel Ortmann verwaltungsintern mit.

Sie erinnerte daran, dass Arbeitgeber ab 26 Grad Raumtemperatur tätig werden müssten, um für ein verträgliches Arbeitsklima zu sorgen. Ab 35 Grad dürften Arbeitsräume nicht mehr als solche genutzt werden. „Da ist der Arbeitsschutz vor.“

Wie viele der 122.500 Mitarbeiter im öffentlichen Dienst der Stadt klimatisch benachteiligt sind, kann Ortmann nicht sagen. Angeblich gibt es aber rund 70 große Dienstgebäude, die unter Denkmalschutz stehen. Die Forderung, auch an solchen Bauten Außenjalousien zu erlauben, stoße bei den Personalräten und Mitarbeitern auf einhellige Zustimmung, sagte Ortmann dem Tagesspiegel. „Das Feedback der Beschäftigten ist enorm.“

Die oberste Personalvertretung des Landes Berlin erwartet, dass Kultursenator Klaus Lederer (Linke, verantwortlich für den Denkmalschutz), Umweltsenatorin Regine Günther (Grüne) und Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD, auch zuständig für die öffentlichen Liegenschaften) „schnellstmöglich für einen Ausgleich der Interessen und für ein pragmatisches Vorgehen sorgen“. Das Berliner Denkmalschutzgesetz sei an die Probleme der Zukunft anzupassen.

Eine Arbeitsgruppe der Kultur-, Umwelt- und Finanzverwaltung, in der auch das Denkmalamt und die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) vertreten sind, arbeite schon an einer Lösung des Problems, sagte der Landeskonservator Christoph Rauhut dem Tagesspiegel. Er wies die Kritik der Personalvertreter zurück, dass der Denkmalschutz dafür verantwortlich sei, dass die öffentlich Bediensteten in ihren Amtszimmern übermäßig schwitzen. „Von unserer Seite gibt es keinen generellen Vorbehalt.“

BIM soll Leitfaden entwickeln

Es gebe jetzt schon an vielen historischen Gebäuden Berlins „Schattenelemente“ an der Außenfassade, so Rauhut. Schwierig sei es bei Fenstern, die oben abgerundet seien. Aber die meisten Dienstgebäude verfügten doch eher über eine nüchterne Architektur, das erleichtere vieles. Die BIM sei schon beauftragt worden, einen Leitfaden zu entwickeln, „wie mit öffentlichen Gebäuden in Hitzeperioden künftig umzugehen ist“. Ein Bestandteil dieses Konzepts seien außenliegende Bauelemente.

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Probleme und Verzögerungen gingen nicht auf den Denkmalschutz zurück, betonte Rauhut. Er sieht eher „Umsetzungsdefizite bei der BIM“. Das Unternehmen ist für die Entwicklung und Verwaltung der landeseigenen Liegenschaften zuständig.

Der Landeskonservator weist auch die Verantwortung dafür zurück, dass Finanzsenator Kollatz im Interesse seiner Mitarbeiter drei Jahre darum kämpfen musste, wenigstens an den 200 Südfenstern der Finanzbehörde in der Klosterstraße Außenrollos anbringen zu dürfen. Die denkmalrechtliche Genehmigung habe drei Monate gedauert, so Rauhut. „Das ist eine adäquate Frist.“

Mitte August werde mit der Montage an den Außenwänden beginnen, sagte Senator Kollatz. Man habe sich vorher "intensiv mit dem Denkmalschutz auseinandergesetzt, um praktische, finanzierbare Lösungen zu finden". Auch Kollatz forderte "im Sinne der Mitarbeiter" ein tragfähiges Konzept für die Verwaltungsgebäude in Berlin. Die Temperaturen in den Büros, die unmittelbar der Sonneneinstrahlung ausgesetzt seien, seien an heißen Tagen teilweise unerträglich.

HPR-Chefin Ortmann bleibt vorerst bei ihrer Meinung, die auf bisheriger Erfahrung fußt: Leider spiele der Denkmalschutz in Berlin häufiger eine „merkwürdige Rolle“. Eine moderate bauliche Veränderung öffentlicher Dienstgebäude müsse möglich sein.

Der flächendeckende Einbau von Klimaanlagen sei keine Alternative, sagte Ortmann. Deren Kosten seien hoch, die Energiebilanz schlecht. Räume würden gekühlt, indem Wärme nach außen geleitet werde. „Für eine weitere Aufheizung der Stadt wird ja wohl niemand plädieren.“

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