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© Kitty Kleist-Heinrich

Freibäder: Auf den letzten Sprung

Dieses Wochenende ist das letzte in diesem Jahr mit geöffneten Freibädern. Die Sommersaison brachte den Bäderbetrieben mehr Besucher als 2008 - auch wegen der verlängerten Öffnungszeiten.

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Klimawandel kann so schön sein: Fast makellos ist das Himmelblau über Kreuzberg. Am Prinzenbad bilden sich schon vor neun in der Frühe kleine Gruppen von Badegästen, die später die Cafeteria oder die Umkleiden ansteuern werden. Die meisten von ihnen sind „Stammgäste“ – und sie freuen sich über die um einen Monat verlängerten Öffnungszeiten der Freibäder in diesem Jahr.

Und am Insulaner sind lachende, lärmende Kinder aus dem Sommerbad bis auf den Munsterdamm zu hören. Tim und Joe und andere Drittklässler der Internationalen Schule Berlin kommen vom Schwimmunterricht und sind dick eingemummelt. Schwimmerbecken 23 Grad, Nichtschwimmerbecken 20, Luft 17 Grad steht auf einer Tafel. „Das Wasser ist warm, aber draußen ist es kalt“, sagt ein blonder Steppke: „Aber Spaß macht es ganz toll.“ Lehrerin Gudrun Schlag ist begeistert: „Schwimmen im Freien ist ja auch viel gesünder.“ 370 Schulkinder waren am Dienstag hier, 240 am Mittwoch und 180 am Donnerstag, sagt der freundliche Herr am Eingang. Die hätten sonst auf Schwimmunterricht verzichten müssen, weil die Hallenbäder am Sachsendamm und in der Hauptstraße geschlossen wurden. Nur die Frühschwimmer sind ein wenig traurig: durch den Schulbetrieb können sie nicht mehr wie sonst zwischen sieben und neun Uhr für zwei Euro schwimmen.

Die Bäderbetriebe sind zufrieden, obwohl die wirtschaftliche Bilanz noch nicht gezogen ist: Die längere Öffnung brachte ein Besucherplus von acht Prozent gegenüber 2008.

Obwohl das Bad am Insulaner fast vor ihrer Haustür liegt, kommt Brigitte Paul täglich ins Prinzenbad. Wegen der Saisonkarte – die gibt es nur hier. „Wunderbar“ nennt die Pensionärin mit dem schlohweißen kurzen Haar den Extramonat Badespaß. Auch Weinhändler Jürgen Weber kommt von weiter her: Er wohnt in Schöneberg, hat einen Laden in Wilmersdorf, aber immerhin ein Weinlager in Kreuzberg – das er nach dem Schwimmen ansteuern kann. „Bei dem traumhaften Wetter ist die längere Öffnung toll“, sagt er. Weber bedauert trotzdem – so wie andere Gäste auch –, dass das Wasser „schon jetzt“ aus dem Bad gelassen wird – trotz des Sonnenscheins.

„Bis Juli war das Jahr wegen des schlechten Wetters ein Debakel“, sagt Matthias Oloew, Sprecher der Bäderbetriebe. Nur die verlängerten Öffnungszeiten hätten die Saison gerettet. Möglich wurde dieses Experiment aber nur, weil viele Bäder marode sind: 39 Baustellen zählt Oloew auf, und wo Handwerker wirken, braucht man keine Bademeister. Ein Teil dieses Personals wurde in die Freibäder verlegt.

Die meisten Mittel fließen in die Hallenbäder. Sie sind das „Kerngeschäft“. Frei- und Sommerbäder wie das Prinzenbad sind laut Beschluss des Aufsichtsrats und des Senats nicht zwingend Teil der Daseinsvorsorge, sondern „nice to have“, wie es Oloew ausdrückt. Für die Badegäste allemal: Viele werden zu den vielen Abschlusspartys kommen. Am Wannsee morgen bis 24 Uhr, im Prinzenbad Sonntag ab 15 Uhr. Sekt mitbringen ist übrigens erlaubt. S.Dassler/R.Schönball

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