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10.000 Katzen sollen in Berlin wild leben.

© imago/Jürgen Heinrich

Probleme mit streunenden Tieren in Berlin: Freigang nur noch für kastrierte Katzen?

Ein Verordnungsentwurf von Berliner Justizsenator Behrendt sieht eine Ausgangsbeschränkung für nicht kastrierte Katzen vor. Berlin ist damit spät dran.

Wenn es nach Tierschutzsenator Dirk Behrendt (Grüne) geht, könnte bald auch für Berliner Katzen eine Ausgangsbeschränkung gelten. So sehe es zumindest ein Verordnungsentwurf Behrendts vor, mit dem der Senator für Justiz und Verbraucherschutz auf Probleme mit streunenden Katzen reagieren will, berichtet die „B.Z.“. Demnach dürften die Tiere ab einem Alter von fünf Monaten das Haus nicht mehr verlassen – es sei denn, sie sind kastriert.

„Schön, aber zu spät“, sagt Ursula Bauer vom Tierschutzverein „Aktion Tier“ zum Vorstoß Behrendts. Immerhin hätten über 360 Gemeinden in Deutschland schon längst ähnliche Verordnungen beschlossen. Berlin sei da „wie immer“ spät dran. Dass es in der Hauptstadt zu viele streunende Katzen gibt, ist für sie klar. Bauer selbst hat die Daten erhoben, auf die sich Medienberichte beziehen, wenn sie über das Katzenproblem berichten.

10.000 wilde Katzen soll es in Berlin geben, sagt sie. Dabei stützt sie sich auf Zahlen aus den Futterstellen, die die Aktion Tier in vielen Berliner Bezirken mit ehrenamtlichen Helfern betreibt. Ausgehend davon habe sie „vorsichtig hochgerechnet“.

2019 noch hatte ein Sprecher der für Tierschutz zuständigen Senatsverwaltung darauf hingewiesen, dass man zunächst analysieren müsse, ob es tatsächlich derart viele wilde Katzen gebe und ob „zumindest ein Anteil dieser Tiere an Krankheiten leide“. Man rief die Bürger deshalb dazu auf, herrenlose Tiere bei der Tierschutzbeauftragten zu melden.

Diese Analyse scheint nun also abgeschlossen. Die Verordnung soll kommen. Bereits kastrierte Tiere sollen laut „B.Z.“ in Zukunft gechippt werden und dürften dann wie gewohnt vor die Tür, ihre fortpflanzungsfähigen Artgenossen hingegen nicht mehr. Damit will man vermeiden, dass sich die Berliner Populationen und damit auch Krankheiten unkontrolliert vermehren.

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Denn den Katzen, die auf Berlins Straßen leben, geht es schlecht, ist Andrea Damitz überzeugt. 60 bis 70 Katzen rettet die ehrenamtliche Tierschützerin gemeinsam mit einem Berliner Tierheim pro Jahr. Besonders häufig finde man die Tiere zum Beispiel auf Mülldeponien. Teilweise würden sie dort mit dem Müll ankommen – entsorgt von ihren Besitzern.

Auf den Deponien vermehrten sich die unkastrierten Tiere dann unkontrolliert, sagt Damitz. Fast 25 Tiere hätte sie letztens auf einer Mülldeponie gefunden. „Die sind dann häufig sehr krank, abgemagert, haben Schnupfen und Würmer.“ Auch in der Nähe von größeren Wohnblocks und Gartenanlagen vermehrten sich wilde Katzen häufig.

Für Ursula Bauer von der Aktion Tier liegt das in erster Linie „an der Dummheit der Menschen“. Viele würden sich etwa zum Sommeranfang ein Katzenjunges in die Gartenlaube holen und hätten dann, wenn die Katze größer und es langsam Herbst wird, plötzlich keine Verwendung mehr für das Tier. Häufig würden die Katzen dann einfach sich selbst überlassen – unkastriert.

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