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Berlin: Frieden in der Welt, Krawalle in der Türkei

Jeden Montag im Tagesspiegel: ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen. Die meisten Tageszeitungen auf der Welt dürften am Sonntag die weltweiten Anti-Kriegsdemonstrationen auf ihrer Titelseite gehabt haben.

Jeden Montag im Tagesspiegel: ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen.

Die meisten Tageszeitungen auf der Welt dürften am Sonntag die weltweiten Anti-Kriegsdemonstrationen auf ihrer Titelseite gehabt haben. So auch die türkischsprachigen Blätter: „Die Welt ist auf den Beinen“, titelte die Tageszeitung Türkiye zu ihrem Aufmacher und zeigte Bilder von den Kundgebungen, allerdings ohne Ortsangabe. Auf einem Bild kann man jedoch friedliche Demonstranten in Istanbul erkennen, weil sie türkischsprachige Schilder hochhalten. Auf Krawall-Bilder verzichtete das Blatt auf der Titelseite. Es gab aber Krawalle: Die Anti-Kriegsdemo in Istanbul endete mit einer Straßenschlacht und der kurzzeitigen Festnahme eines Schauspielers, der redete.

Die Tageszeitung Milliyet zeigte weiter unten auf der Titelseite ein Foto von der Kundgebung in Berlin. „Die Welt ist im Herzen vereint“, hieß es dazu. Auch in dem Aufmacher ging es nicht um die Demo in der Türkei, sondern um eine internationale Gruppe von Friedensaktivisten, die aus Solidarität mit dem irakischen Volk von Istanbul nach Bagdad aufbrachen. Ein Reporter der Zeitung war dabei. Dazu zeigte das Blatt eine Aufnahme der Männer und Frauen während ihrer Zwischenstation in Syrien.

Die Tageszeitung Hürriyet zeigte auf ihrer Titelseite links unten nur das friedlich wirkende Bild von der Demo in Istanbul und ein Bild des festgenommen Schauspielers. Als Aufmacher wählte das Blatt ein ganz anderes Thema: Das türkische Arbeitsamt wolle jeden Arbeitgeber, der eine Arbeitskraft einstelle und fortbilde, mit 300 Dollar fördern, berichtete die Boulevardzeitung, so als seien die Ereignisse in der Türkei ihr unangenehm. Die Zeitung ging darauf auf der Titelseite nur ganz kurz ein und verwies auf den Innenteil: „Bei der Anti-Kriegsdemonstration in Istanbul haben Kadek-Mitglieder (Nachfolgepartei der PKK) einen Zwischenfall verursacht.“

„Die Friedenswelle“, titelte Hürriyet und zeigte auf einer ganzen Seite Fotos aus aller Welt. Auf einer anderen Seite stand, was aus Sicht der Zeitung zu den Zwischenfällen in Istanbul geführt hat: „Apo-Provokation auf der Friedensdemo.“ „Apo“ nennen die Türken den inhaftierten Kurdenführer Abdullah Öcalan. Wo die kurdischen Demonstranten aus Berlin geblieben sind, stand in der Tageszeitung Özgür Politika. Sie waren in Straßburg, wo nach Angabe der Zeitung, die nur in Europa und auf türkisch erscheint, rund 70 000 Kurden demonstrierten.

Suzan Gülfirat

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