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Berlin: Frieden ist ein Gebot

SONNTAGS UM ZEHN Gestützt von Pfarrer Claus Marcus war Altbischof Albrecht Schönherr die Treppen zur Kanzel hinaufgestiegen. Immer wieder sprach er die Losung des Tages, betonte jedes Wort.

SONNTAGS UM ZEHN

Gestützt von Pfarrer Claus Marcus war Altbischof Albrecht Schönherr die Treppen zur Kanzel hinaufgestiegen. Immer wieder sprach er die Losung des Tages, betonte jedes Wort. „Die zum Frieden raten, haben Freude.“ Seine Botschaft war kurz, aber dem Altbischof ein besonderes Anliegen: „Ich will versuchen, mein Möglichstes zu geben, um anderen Menschen Mut zu machen, damit sie nicht ihre Hoffnung auf Frieden aufgeben.“

Die Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoe in Wannsee war gestern nur halb gefüllt. Etwa 40 Menschen fanden sich dort um drei Uhr nachmittags ein. Manche nach einem Spaziergang am Ufer der vereisten Havel oder durch den verschneiten Wald, manche nach dem Mittagessen in dem kleinen Blockhaus neben der Kirche. Gemeinsam mit Michail Diwakow, der als Erzpriester im Auftrag des Moskauer Patriarchats kam, erinnerte Pfarrer Claus Marcus in seinem ökumenischen Gottesdienst an den letzten Tag der Schlacht um Stalingrad vor 60 Jahren. In seinem Gottesdienst ging es aber nicht allein um eine längst vergangene Zeit - die Parallele zum drohenden Irak-Krieg zogen die drei Geistlichen mehr als nur einmal. Pfarrer Marcus appellierte an die Zivilcourage: „Nur wer sich erinnert und sich mit der Vergangenheit auseinandersetzt, bleibt wach und findet den Mut, sich den jetzigen Herausforderungen zu stellen.“ Was genau der Pfarrer mit den Herausforderungen meinte, verdeutlichte Altbischof Schönherr in seiner Predigt. „Wir müssen die Verantwortung wahrnehmen, die wir tragen, und die Welt nicht in Gut und in Böse einteilen.“ Das sei bereits schon einmal geschehen in einem „Krieg der Ideologien“, vor 60 Jahren in Stalingrad. „Nach einer solchen Vernichtungsschlacht kann man keinen Krieg mehr wollen. Wer dennoch dafür spricht, der muss dies mit Gott abmachen.“

Für die Losung, die er für seine Predigt wählte, habe er sich entschieden, weil es einfache Worte seien, die für jeden, egal ob Christ, Jude, Moslem oder Heide, gelten: „Die Böses planen, haben Trug im Herzen. Die zum Frieden raten, haben Freude.“

Der russisch-orthodoxe Priester Diwakow erinnerte an die Teilung Deutschlands nach dem Krieg. Auch er wurde in seinem Fürbittengebet deutlich: „Gib uns die Freiheit, auf die Strassen zu gehen, um gegen den drohenden Krieg gegen den Irak unsere Stimme zu erheben. Es darf nicht sein, dass aus Gewinn- und Profitsucht Menschen ihr kostbares Leben lassen müssen.“

Nach dem Gottesdienst fasste Albrecht Schönherr in den Worten seines Lehrers Dietrich Bonhoeffer zusammen, was jeder der drei Geistlichen zu vermitteln versuchte: „Christus, der zu uns gekommen ist, lässt nicht zu, dass wir über den Frieden diskutieren. Frieden ist ein Gebot. Daran gibt es nichts zu deuteln.“

Isabella Kroth

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