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Tränenpalast

© Mike Wolff

Friedrichsstraße: Baustelle Tränenpalast

Das Bonner Haus der Geschichte hofft auf den Einzug in die ehemalige Grenzabfertigungshalle. Allerdings muss der Bundestag dem Gedenkort noch zustimmen.

Beim Anblick der großen Baumaschinen am Bahnhof Friedrichstraße kommen Hans Walter Hütter Bedenken. „Wie verletzbar der Tränenpalast daneben wirkt.“ Die einstige Grenzabfertigungshalle der DDR und spätere Veranstaltungshalle steht am Rand der großen Baugrube, die gerade für das Spreedreieck-Bürohochhaus ausgehoben wird. Hütter hofft, dass auf der Baustelle achtsam mit dem Tränenpalast umgegangen wird. Hütter könnte bald der Hausherr sein. Er ist Präsident der Stiftung Haus der Geschichte in Bonn.

Die Stiftung hatte sich vergangenes Jahr bei der Debatte um die zentralen Orte des Mauergedenkens dafür eingesetzt, dass dem Tränenpalast eine größere Bedeutung zukommt. Und angeboten, hier, am authentischen Ort, eine Dependance einzurichten, um die deutsch-deutsche Teilung zu dokumentieren. Umfangreiche Sammlungen seien vorhanden, die hier ausgestellt werden könnten. Anfang des Jahres wurde der Vorschlag erneuert, der Senat begrüßte das Angebot. Dann wurde es still. Kürzlich aber legte Kulturstaatsminister Bernd Neumann den Entwurf für ein Gedenkstätten-Konzept vor, demzufolge der Tränenpalast vom Haus der Geschichte genutzt werden kann. Der Vorschlag soll nach der Sommerpause im Bundestag diskutiert werden. „Es ist also nichts versandet“, versichert der Stiftungspräsident.

Geht die parlamentarische Diskussion in die erwartete Richtung, stünde dem späteren Einzug des Hauses der Geschichte nichts mehr im Weg. Der Hamburger Projektentwickler Harm Müller-Spreer, dem das Baugrundstück mit dem Tränenpalast gehört, hat sich verpflichtet, die alte Ost-Berliner Grenzabfertigungshalle für eine kulturelle Nutzung bereitzustellen. Er will das denkmalgeschützte Gebäude sanieren, wenn der Neubau Ende 2008 fertiggestellt ist.

„Ein überschaubarer Zeitraum“, sagt Hütter. Er findet es spannend, an der einstigen Nahtstelle zwischen Ost und West, dem Ort des Treffens und der Trennung, Biografien darzustellen, die mit ihm zu tun haben. Er will auch die Geschichte des Tränenpalastes erzählen. Im Haus der Geschichte in Bonn sind beispielsweise alte Abfertigungskabinen aus dem Tränenpalast aufgebaut, die sollten natürlich auch im Original zu sehen sein. Bevor es aber um konkrete Ausstellungskonzepte gehe, müssten die politischen Entscheidungen gefallen, das Gebäude natürlich bezugsfertig sein. Wenn das Haus der Geschichte den Tränenpalast übernehme, könne man dies aber mit dem vorhandenen Personal und den vorhandenen Mitteln nicht schaffen, meint Hütter. „Eine ergänzende dauerhafte Förderung muss sichergestellt sein.“

Das Mauer-Gedenkstättenkonzept des Senats sieht eine zentrale Stätte an der Bernauer Straße vor, aber der Tränenpalast ist in das Konzept einbezogen. Die Berliner CDU hatte vorgeschlagen, den Tränenpalast zu einem zentralen Ort des Mauergedenkens zu machen. Beim Deutschen Historischen Museum war der Vorschlag der Kollegen aus Bonn, in Berlin eine Dependance einzurichten, begrüßt worden. Die Zusammenarbeit sei gut.

Nun muss der Tränenpalast nur die Baustelle in seiner nächsten Nachbarschaft unbeschadet überstehen. Das Gebäude ist von Baucontainern und schweren Maschinen umzingelt – und mancher Passant denkt schon, das letzte Stündchen für den eingezäunten Bau habe geschlagen. Oder sorgt sich um die Verletzlichkeit des Hauses – wie Hans Walter Hütter. Christian van Lessen

Christian van Lessen

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