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Berlin: Früher tanzen

In einigen, sehr lesenswerten Kurzgeschichten von Dorothy Parker aus den 30er Jahren geht es hauptsächlich um Partys und um ziemlich viel Alkohol. Zum einen mag das den persönlichen Erfahrungen der Autorin geschuldet sein, zum anderen der damaligen Prohibition und der subversiven Aura des Alkoholtrinkens.

In einigen, sehr lesenswerten Kurzgeschichten von Dorothy Parker aus den 30er Jahren geht es hauptsächlich um Partys und um ziemlich viel Alkohol. Zum einen mag das den persönlichen Erfahrungen der Autorin geschuldet sein, zum anderen der damaligen Prohibition und der subversiven Aura des Alkoholtrinkens. Repressive Gesetzgebung scheint schon damals eher zum Gegenteil als zum Beabsichtigten geführt zu haben.

Andersherum führt eine freizügige Regelung offensichtlich nicht zwangsläufig zu „Sodom und Gomorrha“. Die Abschaffung der Sperrstunde in Großbritannien hat dort keineswegs Alkoholiker-Massen oder gar Krawalle hervorgebracht, die Kriminalität ist im Gegenteil sogar nennenswert zurückgegangen. Auch in Deutschland hat man mit lockeren Ausgeh-Regelungen gute Erfahrungen gemacht: In Hamburg und Berlin gibt es überhaupt keine Sperrstunde und in Köln und München wurde sie inzwischen auf eine einzige „Putzstunde“ zwischen 5 und 6 Uhr reduziert. In Berlin haben sich die Ausgehgewohnheiten dem Rund-umdie-Uhr-Angebot längst angepasst. Das bringt aber nicht nur Vorteile mit sich: Wenn ein Berliner zum Beispiel Besuch bekommt und seinem Gast das berühmte Nachtleben der Stadt zeigen will, der aber wegen seines vollen Besuchsprogramms spätestens um drei Uhr im Bett sein möchte, gibt es kaum etwas zu erleben. In keinem der wirklich interessanten Clubs erlebt man den Party-Höhepunkt vor halb vier nachts. Star-DJs treten gerne um diese Uhrzeit auf und die coolsten Clubber machen sich sowieso erst weit nach Mitternacht zum Tanzen auf.

Frühes Ausgehen macht selten Sinn, da kann man sich fast das Eintrittsgeld für den Club sparen und es in einer Bar in Drinks investieren. Wenn man früher ausgehen möchte, sollte man einfach eine andere Möglichkeit nutzen, zu guter, lauter Musik zu tanzen: Live-Konzerte beginnen meistens gegen 21 Uhr und enden vor Mitternacht. Glücklicherweise gibt es in Berlin ständig Konzerte, deren Besuch sich lohnt. Diese Woche stehen gleich zwei an: Am Donnerstag treten die kalifornischen Rapper The Pharcyde mit ihren relaxten West-Coast- Beats und intelligenten Lyrics in der Kulturbrauerei auf. Und am Sonnabend spielt der ebenso relaxte und intelligente Brite Mike Skinner aka The Streets im Café Moskau in Mitte.

Do 09.03. ab 20.30 Uhr The Pharcyde live, in der Kulturbrauerei, Schönhauser Allee 36 / Sa 11.03. ab 20 h The Streets live, im Cafe Moskau, Karl-Marx-Allee 34.

Christine Lang

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