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FU Berlin: Ein bescheidener Sieger

Die FU gehört zu den "Top Ten" der deutschen Universitäten und kann mit einem warmen Geldregen aus dem Fördertopf rechnen - doch statt zu feiern, wird geplant. Die Humboldt-Universität muss ihre Niederlage erst noch verdauen.

Berlin - Die großen Sieger von der Freien Universität Berlin feierten ihren Triumph maßvoll und in Bescheidenheit. Die Humboldt-Universität übte sich in zerknirschter Selbstkritik. Die überraschend gut mithaltende Technische Universität freute sich von Herzen. Das waren die wichtigsten Reaktionen der Berliner Hochschul-Wettbewerber bei der Vorauswahl der gemeinsamen Kommission des Wissenschaftsrats und der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die FU gehört nun sogar zu den «Top Ten» der deutschen Universitäten, die aus dem staatlichen Förder- Geldtopf in Zukunft mit den größten Zuflüssen rechnen können.

Wissenschaftssenator Thomas Flierl (Linkspartei) machte den scheinbaren «Verlierern» von der Humboldt-Universität Mut und ermunterte sie dazu, «in der zweiten Runde eine Chance und Herausforderung zu sehen und alle Kräfte auf diese Aufgabe zu konzentrieren».

Zweifelsfrei hat aber nun sowohl im bundesweiten Image wie auch in den Chancen auf künftige Zuteilungen die Freie Universität in der Hauptstadt die Nase vorn. Die «Top Ten» können mit bis zu 21 Millionen Euro jährlich rechnen, die folgenden Unis kommen höchstens auf bis zu 14 Millionen Euro. Die Freie Universität kann nun in allen drei vorgegeben Förderlinien im so genannten Exzellenzwettbewerb der Bundesregierung konkrete Anträge stellen.

FU-Präsident Dieter Lenzen wollte sich deshalb nicht lange mit Champagner-Stimmung aufhalten und kündigte sofort die intensive Antragserarbeitung an. Im Zentrum steht die weitere Entwicklung der Grundkonzeption einer internationalen Netzwerk-Universität. Genau dieses Vorhaben sah Senator Flierl auch als wesentlichen Beitrag für die Stärkung des bundesweiten und internationalen Ansehens für den Wissenschaftsstandort Berlin.

Der neue Präsident der Humboldt-Universität, Christoph Markschies, reagierte mit großem Ernst auf das Ergebnis, das er und seine Mitstreiter eigentlich in einem freundlicheren Licht erwartet hatten. «Das ist eine sehr ernste Warnung» sagte er. Die gescheiterte Antragstellung in der ersten Förderrunde sei in einer schwierigen Phase der Kandidatenfindung für das Präsidentenamt erfolgt. Es liege nun an ihm, die Konsequenzen zu ziehen und die Universität in einem zweiten Versuch zum Erfolg zu führen. Fair gratulierte er den beiden anderen Berliner Universitäten zu ihren Erfolgen.

Die Technische Universität, die mit ihren Anträgen auf Förderung in drei Spezialgebieten im Rennen blieb, hat laut Senator Flierl bewiesen, wie erfolgreich sie in der Zusammenarbeit mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft ist. TU-Präsident Kurt Kutzler sagte, es sei gelungen, die besten Köpfe für die TU-Anträge zu gewinnen. Mit der Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft sei die Universität trotz der harten Sparauflagen durch die Berliner Politik «hartnäckig den richtigen Weg gegangen».

Den Hochschul-Wettbewerb zur «Exzellenzinitiative» hatten Bund und Länder im Juni 2005 beschlossen. Bis 2012 stehen rund 1,9 Milliarden Euro zur Ausschüttung bereit. Damit sollen 30 Spitzenforschungszentren in verschiedenen Disziplinen an den Unis aufgebaut sowie 40 weitere Graduiertenkollegs für Nachwuchswissenschaftler errichtet werden.

Die zehn im Wettbewerb ausgesuchten Universitäten werden zusätzlich etwa 13,5 Millionen Euro pro Jahr erhalten, um sich als «Leuchttürme der Wissenschaft» international profilieren zu können. Neben der FU Berlin kamen in diese begehrte Rangliste die Universitäten in Aachen, Bremen, Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, Tübingen, Würzburg sowie die Ludwig-Maximilians- und die Technische Universität in München.

Berlin gehöre damit neben München zu den herausragenden Standorten der Wissenschaft in Deutschland, sagte Flierl. Er forderte aus dem Berliner Haushalt zusätzliche Mittel für die Ko-Finanzierung der Förderung von Elite-Universitäten wie der Freien Universität. Flierl will die aktuell günstige Lage nutzen: «Berlin wird nicht anders können, und ich werde alle meine Kraft darauf richten, dass das selbstverständlich zusätzlich in den Wissenschaftshaushalt kommt.» (Von Aliki Nassoufis und Hans-Rüdiger Bein, dpa)

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