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FÜNF  MINUTEN  STADT: Dive into the Blue

Hat der Junge auf der Sitzbank schräg gegenüber, der da fortwährend auf sein Display tippt, die Augen tatsächlich ganz geschlossen? Nein, da schimmert noch was, ein Rand der Iris unter den Wimpern, ein lauerndes Auge, das ihn mit dem Bild auf dem Handy verbindet: Versunken ist er in eines dieser Spiele vielleicht, mit denen sich der Weg von A nach B träumend verkürzen lässt, oder vielleicht einen Satellitenblick auf die Erde, an die er sich heranzoomt, Fingertipp für Fingertipp, vielleicht sogar irgendwohin unter Wasser, aber spielt Google Earth da mit?

Hat der Junge auf der Sitzbank schräg gegenüber, der da fortwährend auf sein Display tippt, die Augen tatsächlich ganz geschlossen? Nein, da schimmert noch was, ein Rand der Iris unter den Wimpern, ein lauerndes Auge, das ihn mit dem Bild auf dem Handy verbindet: Versunken ist er in eines dieser Spiele vielleicht, mit denen sich der Weg von A nach B träumend verkürzen lässt, oder vielleicht einen Satellitenblick auf die Erde, an die er sich heranzoomt, Fingertipp für Fingertipp, vielleicht sogar irgendwohin unter Wasser, aber spielt Google Earth da mit? Dive into the Blue, so steht’s auf seinem blauen Tom-Tailor-Shirt, abgetaucht in irgendein Meerestiefblau ist er, und du guckst derweil aus dem trüben Bahnfenster raus in die analoge Welt hinter Schönholz, und zumindest das Gestrüpp neben den Gleisen ist in diesem Sommer tatsächlich noch gelb geworden. Ach was, gelb, richtig gelb strahlen die seltsamen Blütenfinger der seltsamen Unkräuter nebenan, deren Namen du nicht weißt, aber Kohlweißlinge sind es, die sich daran berauschen, so hießen die Falter doch, Kohlweißlinge, schönes Wort. Der Himmel, dive into the blue, ist besonders weit weg heute, denkst du, während der Junge auf der Sitzbank schräg gegenüber in einen Sekundenschlaf gefallen ist, die Hand mit dem Handy auf die Jeans gesunken und die Augen tatsächlich zu. Weg aus der Welt ist er für seinen einen Augenblick und, endlich, ganz Körper. Jan Schulz-Ojala

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