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FÜNF  MINUTEN  STADT: Super Mario

Joggen am Landwehrkanal, Paul-Lincke-Ufer, hinten bei den Boule-Plätzen. Plötzlich springt er ins Bild, mit einem mächtigen Satz über eine querstehende Bank.

Joggen am Landwehrkanal, Paul-Lincke-Ufer, hinten bei den Boule-Plätzen. Plötzlich springt er ins Bild, mit einem mächtigen Satz über eine querstehende Bank. Ein gedrungener, säbelbeiniger Typ, weißes T-Shirt, schwarze Shorts, er ist Ende 20, vielleicht Ende 30, der Weg ist schlecht beleuchtet. Er hat eine Art Wiegeschritt drauf, kräftig, stampfend, aber er ist wendig: Da steht ein Mülleimer, er hüpft drüber, landet, rennt weiter, den Uferweg entlang Richtung Admiralbrücke. Vom Trendsport Parcours hat man zwar schon viel gehört – selten aber sieht man den öffentlichen Raum so elegant zum Sportgerät gemacht. Wieder ein Mülleimer, hepp, er nimmt die Treppe rechts hoch auf den Bürgersteig, ein Stromkasten steht ihm im Weg, er springt ihn an, steht oben, läuft zwei, drei schnelle Schritte, springt, ist schon wieder unten, ein Super Mario mit Joggingschuhen. Mülleimer, hepp. Als würde er Punkte sammeln. Links kommt die Kottbusser Brücke in Sicht, Mario läuft links vom Weg, stößt sich ab, greift das Geländer, zieht sich blitzschnell hoch. Er steht auf der Brücke, tigert ein bisschen wegen der Autos, quert dann die Straße Richtung Planufer. Läuft den Bürgersteig entlang, rechts das grüne Ufer, abgetrennt durch einen Zaun, er setzt drüber, rennt, Hockwende zurück auf den Fußweg, immer hin und her, an der Admiralbrücke vorbei, über die Geländer der Schiffsanleger am Urbanhafen. Er wird nie langsamer, nur manchmal schneller, wenn er Anlauf nimmt. Jan Oberländer

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