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Berlin: Für Luxus ist es nie zu früh

Umberto Angeloni, Geschäftsführer des Herrenausstatters Brioni, will endlich ein eigenes Geschäft in Berlin eröffnen. Noch fehlt ihm der passende Ort

Von Susanna Nieder

Umberto Angeloni ist ein echter Gentleman: elegant, zurückhaltend, aufmerksam. Der hellgraue Dreiteiler, die dunkelblaue Krawatte zum blütenweißen Hemd, die schwarzen Schuhe – selbstverständlich makellos. Doch das ist nicht das Entscheidende. Denn im Gegensatz zu vielen teuer gekleideten Herren, die sich zwar eine exklusive Ausstattung leisten, aber nicht die zugehörigen Manieren besitzen, wirkt diese Kluft am Geschäftsführer der italienischen Herrenmarke Brioni diskret und natürlich.

Über das Stilempfinden der als wenig modebewusst verschrienen Berliner will Angeloni sich beim Gespräch im exklusiven China Club nicht äußern. Doch dass Berlin im Kommen ist, daran hegt er keinen Zweifel. Die deutsche Hauptstadt könnte seiner Meinung nach bald zu den großen Städten der Welt zählen – neben London, Paris, New York und Tokio. Sobald er den richtigen Ort gefunden hat, will er hier ein Geschäft eröffnen – etwas abseits der Modemeilen wie auch in Paris, London und Mailand. „Wir sind ein Nischenprodukt, ein High-End-Produkt. Unsere Kunden mögen Diskretion.“

Brioni ist nicht nur Hersteller der Anzüge von James Bond, sondern auch jenes Mantels, mit dem Gerhard Schröder zu Beginn seiner ersten Amtszeit so viel Unmut erregte: Vier Millionen Arbeitslose, und der Kanzler posierte in einem mehrere tausend Mark teuren Kleidungsstück. Die Deutschen sind unwirsch, wenn es um persönlichen Luxus einer Amtsperson geht. Der Italiener sieht das anders: „Man erwartet doch vom Bundeskanzler, dass er seine Mission erfüllt.“ Und dazu gehört seiner Auffassung nach eine elegante Erscheinung.

Wobei Eleganz für ihn die untere Stufe der Skala markiert. Darüber kommt Stil, und den findet man selten. Uniformen von Armani, Versace oder auch Brioni tragen kann jeder, der Geld hat. Seine persönliche Note hinzufügen, so dass nicht nur das Äußere, sondern das ganze Leben unnachahmlich wird – das ist die Kunst, sagt Angeloni. Die beherrschen nur Männer, die sich selbst mit ihrer Erscheinung befassen, statt sie ihren Frauen oder dem Herrenausstatter zu überlassen. Als einen der wenigen Politiker lässt er da Kofi Annan gelten – der übrigens Brioni trägt. Das tut auch Arnold Schwarzenegger, seit er Gouverneur von Kalifornien ist, doch das Prädikat „stylish“ bekommt der von Angeloni deshalb noch lange nicht.

Seine Hauptfunktion, Macht zu demonstrieren, erfüllt ein gut geschnittener Anzug aus teurem Tuch trotzdem. Viele Herrenausstatter sind der Auffassung, der Anzug – der sich seit 200 Jahren nicht grundsätzlich verändert hat – markiere den Höhepunkt der Evolution, weil er nicht mehr zu verbessern sei. „Ein Anzug zeichnet die männliche Körperform perfekt nach, ist bequem, funktional und besitzt genügend Details, um kleine Variationsmöglichkeiten zuzulassen.“ Veränderungen ergeben sich höchstens aus dem Wandel der Zeiten: Zum Beispiel sind die Anzüge leichter und strapazierfähiger geworden, seit viel gereist wird. Die Marke Brioni sieht sich folglich auch nicht als Designerlabel, sondern als Herrenschneider.

Ist Berlin reif für so viel Luxus? Bisher ist Brioni nur bei Mientus am Ku’damm zu bekommen. „Es heißt immer, es sei noch zu früh für ein eigenes Geschäft“, sagt Angeloni. „Wie lange soll es eigentlich noch zu früh sein?“

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