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Berlin: Funke übergesprungen

Der US-Cartoonist Ed Koren war auf Sightseeing in Berlin – bei der Feuerwehr

Nicht der Fernsehturm am Alex, nicht das Brandenburger Tor und auch nicht die Glaskuppel auf dem Reichstag – was Ed Koren wirklich von Berlin sehen wollte, das war eine Feuerwache. Weil er selber ein Feuerwehrmann ist, ein Freiwilliger. Das wissen die wenigsten. Bekannt ist Koren für seine Cartoons, die seit Jahrzehnten in US-Zeitungen erscheinen, im New Yorker, in der New York Times oder der Vogue. Lustige Bildchen malen, das passt auch zu dem kleinen Mann mit dem grauen Bart und den fröhlichen Augen. Aber wie einer der harten Jungs, die Menschen aus brennenden Häusern retten, sieht er nicht aus. Höchstens wie einer, der Katzen von Bäumen wieder runterholt.

„Berlin Firefighters“ nennt Ed Koren die Männer von der Feuerwache in der Voltairestraße. Klingt irgendwie nach Footballteam. Und wie ein Footballer sieht auch Brandmeister Michael Morawitz aus: locker anderthalb Köpfe größer und doppelt so breit wie Ed Koren. Auch wenn Koren seinen Kopf ganz tief in den Nacken legen muss, um Morawitz in die Augen schauen zu können, springt zwischen den beiden Männern sofort der Funke über, wenn man das bei Feuerwehrleuten so sagen darf. Koren klappt seine Brieftasche auf und zeigt Morawitz seine goldene Feuerwehrmarke – fast so wie man es aus amerikanischen Filmen kennt, wenn die Ermittler vom FBI ihre Marken zücken.

Aber wir sind hier ja nicht beim FBI, sondern bei der Feuerwehr. Obwohl, ein bisschen wie ein Verhör läuft die ganze Sache schon ab. Koren fragt seinen deutschen Kollegen Löcher in den Bauch: Wie ist das mit dem Druck auf den Feuerwehrschläuchen, welche Geräte habt ihr, um Verletzte aus dem Auto zu schneiden, wie groß sind eure Wassertanks? Morawitz macht am Feuerwehrauto Klappen auf und zu, zieht Sägen, Brecheisen und Schläuche heraus. „Das ist alles eine Nummer größer als bei uns“, sagt Koren dann anerkennend. Da, wo er herkommt, einer Kleinststadt im Staat Vermont, sind sie bei der Freiwilligen Feuerwehr nicht so modern ausgerüstet. „Wir haben noch ein eigenes Auto für den Wassertank, weil es bei uns in Brookfield so wenige Hydranten gibt“, sagt er. Seit 15 Jahren ist Koren nun schon bei der Freiwilligen Feuerwehr. Er findet, dass das Zeichnen von Cartoons auch nicht viel anders sei als ein Feuer zu löschen. „Bei beidem weißt du am Anfang nie, was dich erwartet und was dabei herauskommt“, sagt er.

Ein bisschen stolz ist Ed Koren am Ende dann schon, als sich herausstellt, dass sein Feuerwehrhelm offenbar viel besser ist als der seiner Berliner Kollegen: Korens Helm passt wenigstens richtig und hat sogar ein eingebautes Schutzvisier. Wie stolz er gewesen sein muss, zeigt seine Zeichnung, die er nach dem Besuch auf der Feuerwache gemacht hat: Koren und Morawitz Hand in Hand mit Feuerwehrhelm auf dem Kopf– ein Visier am Helm hat aber nur einer.

Dagmar Rosenfeld

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