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Gasspeicher: Neue Tunnel für mehr Energie

In Charlottenburg werden Zugänge zum Erdgasspeicher gebohrt - 800 Meter tief. Der Speicher soll künftig voll ausgenutzt werden.

Um zusätzliche Zugänge zu ihrem unterirdischen Gasspeicher in Charlottenburg zu schaffen, wird die Gasag in den kommenden Monaten zwei Tiefbohrungen vornehmen. Sie stehen auch im Zusammengang mit der bis 2015 geplanten Erweiterung des natürlichen Erdgasspeichers auf seine zulässige Gesamtkapazität von einer Milliarde Kubikmeter. Das bestätigte der Unternehmenssprecher Klaus Haschker dem Tagesspiegel.

Der Speicher in rund 800 Metern Tiefe wirkt wie ein natürliches Erdgasvorkommen. Er besteht aus porösem Sandstein, der nach oben durch mächtige Schichten aus Ton, Salz und Kalk isoliert ist. Seine Fläche beträgt etwa fünf Quadratkilometer, beginnt westlich des Olympiastadions und erstreckt sich bis in den Grunewald und unter die anliegenden Gewässer. Bisher nutzt die Gasag nur drei Viertel der Kapazität. Im vergangenen Jahr gab es in weiten Teilen von Spandau und Charlottenburg-Wilmersdorf groß angelegte Vibrationsmessungen, um ein genaueres, dreidimensionales Bild der Bodenverhältnisse zu erstellen. Nun, da die Ergebnisse vorliegen, können die Bohrungen beginnen.

Bislang gibt es schon 16 Zugänge an vier Bohrplätzen. Durch die beiden neuen Bohrungen wird die mögliche Einfüll- und Fördermenge um bis zu 40 000 Kubikmeter pro Stunde erhöht. Damit soll im Sommer preiswert eingekauftes Gas schneller gespeichert und zu Zeiten des größten Bedarfs im Winter schneller entnommen werden können. In Charlottenburg lagert rund ein Fünftel des Berliner Jahresbedarfs. Dadurch dass die Speicherkapazität bald größer ist, wird die Gasag auch unabhängiger von Engpässen bei Gaslieferungen. Vom Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine sei die Hauptstadt allerdings nicht betroffen gewesen, da die Pipeline für die Lieferungen nach Berlin über Weißrussland und Polen verlaufe, sagt Haschker.

Ende Mai errichtet eine Spezialfirma auf einem Gasag-Betriebsgelände Am Postfenn einen 35 Meter hohen Bohrturm. Ab Mitte Juni wird dann innerhalb von rund fünf Wochen in einem Winkel von 45 Grad ein 1400 Meter langes Loch in den Gasspeicher gebohrt und mit Stahlrohren ausgekleidet. Der Bohrer legt pro Stunde eine Strecke von bis zu zehn Metern zurück, Geröll wird mit fünf bis acht Lkw-Fahrten pro Tag abtransportiert.

Im Juli wird der Bohrturm dann auf das Gelände der Speicherzentrale an der Glockenturmstraße versetzt, wo bis Ende August das zweite Loch gebohrt wird. Vor zu hoher Geräuschbelästigung sollen die Anwohner geschützt werden – zum Beispiel durch eine zusätzliche Lärmschutzwand an der Glockenturmstraße.

Die Gasag bezeichnet das Risiko der neuen Bohrungen als gering. Allein in Deutschland seien bisher mehr als 30 000 solcher „Routinearbeiten im Bergbau“ ohne einen Störfall erfolgt. Im schlimmsten Fall könnte Gas austreten und sich entzünden, wie vor fünf Jahren auf dem Gelände der Speicherzentrale. Damals hatte eine Fremdfirma bei Reinigungsarbeiten ein ungeeignetes Mittel verwendet. Der Brand blieb auf das Betriebsgelände beschränkt. Für die Anwohner habe keinerlei Gefahr bestanden, betont die Gasag. Bei den Bohrungen gibt es nun zudem Gassensoren, fest montierte Bohrlochschnellverschlüsse und fest installierte Löscheinrichtungen.

Die Anwohner werden über die Bohrungen durch Rundschreiben informiert. Außerdem hat die Gasag ausführliche Hinweise im Internet (www.gasag.de) eingestellt sowie unter der Rufnummer 7072 0000-7 (montags bis freitags, 8 bis 18 Uhr) eine Hotline eingerichtet. Am 27. Mai um 19 Uhr gibt es zudem eine Informationsveranstaltung im Restaurant des Berliner Schlittschuh-Clubs an der Glockenturmstraße 21.

Rainer W. During

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