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Berlin: Gebucht ist nur der Abriss

Das Hotel Unter den Linden wird leer geräumt. Morgen endet seine Geschichte

„Es rufen noch immer Gäste an und fragen nach Zimmern“, sagt der Mann am Empfang. Wenn sie wüssten, wie es gerade im Hotel aussieht, hätten sie nicht angerufen. Der Rezeptionist muss jedenfalls am Montag öfters traurig sagen, dass leider gar nichts mehr geht. Dass es sich ausgebucht hat mit dem Hotel Unter den Linden. Gebucht ist nur der Abriss.

Dass überhaupt noch jemand an der Rezeption steht und ans Telefon geht, ist ein kleines Wunder. Transporter und Umzugswagen stehen vorm Haus, eingeladen werden Reste einer Bar, Getränkekisten, stapelweise Fernseher, kleinere und größere. Ein Mann, der sie im Transporter stapelt, fragt Passanten, ob sie interessiert sind. „Ein großer für 45, ein kleiner für 25 Euro, fast geschenkt.“ Er habe die Geräte erworben, wolle sie in Neukölln verkaufen. „Das Hotel ist geschlossen“, steht an den Türen, „aus Sicherheitsgründen“, wie ein Hotelmitarbeiter sagt. Aber die letzten Beschäftigten oder auch die Entrümpler gehen ein und aus. Einer hat Tränen in den Augen, als er alles am Boden liegen sieht: Kerzen, Porzellan, Salz- und Pfefferstreuer, Kartons mit Gläsern, alle abgewaschen. Hausmitteilungen liegen herum. Das Personal wird gebeten, beim letzten Aufräumen „strapazierfähige Privatkleidung“ anzuziehen. Am Sonntag ging der letzte Gast. Das letzte Essen im Restaurant: Gänseleber in Rotweinsauce.

Morgen, am Aschermittwoch, ist es mit dem Hotel Unter den Linden nach 40 Jahren vorbei. Die MEAG, der neue Eigentümer des Grundstücks, will das verbleibende Mobiliar an Berliner Sozialeinrichtungen spenden. Dann wird ein Büro- und Geschäftsbau begonnen. Erste Zäune stehen schon.C. v. L.

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