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Berlin: Gedenktafel für Widerstandskämpferin in Wilmersdorf enthüllt

Einer von Natur und Haus aus unerschrockenen Frau wurde gestern, an ihrem zweiten Todestag, endlich, nach erbärmlichem Kleinmut, eine Ehrerbietung zuteil: der Tierärztin Maria Gräfin von Maltzan (1909 - 1997). Vor dem Grundstück Detmolder Straße 11 wurde eine Tafel enthüllt.

Einer von Natur und Haus aus unerschrockenen Frau wurde gestern, an ihrem zweiten Todestag, endlich, nach erbärmlichem Kleinmut, eine Ehrerbietung zuteil: der Tierärztin Maria Gräfin von Maltzan (1909 - 1997). Vor dem Grundstück Detmolder Straße 11 wurde eine Tafel enthüllt. Nicht am Haus. Das hatten die Eigentümer verhindert. Sie hatten es offenbar nicht ertragen können, dass ihr Wohnhaus unter solchem Gesichtspunkt betrachtet würde. Hier stand an Stelle des heutigen Hauses jenes, in dem die Gräfin in den Jahren 1942 bis 1945 Menschen vor tödlicher Verfolgung durch die Nazis versteckt und also gerettet hatte. Geblieben ist hinterm Haus ein Baum, der ein ganz besonderes Husarenstück der beherzten Frau erlebt hatte. Die Gräfin bewohnte das Erdgeschoss. Dort war nicht nur ihr späterer Mann, Hans Hirschel, all die Jahre versteckt. Später kamen noch andere "Zwischenwirte" hinzu, bevor sie mit schwedischer Hilfe unter unsäglicher Gefahr ins Freie gelangten.

Als die Nazis Wind bekamen mit Hilfe von Zuträgern, schnüffelten sie nachts - im Winter - hinterm Haus herum. Die Gräfin spannte Stolperstrippen, begoss den Hof mit Wasser, das zu Eis gefror, legte sich hinterm Fenster auf die Lauer. Der Zuträger stolperte, schlidderte und flog - wies allen Zuträgern recht geschieht - auf die Schnauze. Die Gräfin stürmte hinaus und blies dem Gefallenen furios den Marsch.

Ihre Unerschrockenheit blieb ihr ein reiches Leben lang eigen. Sie war sehr diesseits. Das kam Menschen zustatten. Dass es auch Tieren guttat, die sie verarztete, versteht sich von selbst. Nur diesen possierlichen Affen, der in der Praxis Knesebeckstraße herumsprang, konnte unsere Siamkatze nicht ausstehen. Er wurde dann immer ins andere Zimmer bugsiert.

Marias Vater hatte sie dieses gelehrt: "Wichtig ist, daß du mit einem reinen Gewissen schlafen gehen kannst. Gesetze und Paragraphen werden von Menschen geschaffen; es gibt aber kein Gesetz, welches das gute Gewissen bezwingen kann." Zu diesem beherzigten Lebensgrundsatz traten noch einige andere Talente der Maria, und sie brachte sie stets zur Geltung: blitzhelle Wachsamkeit, schönste Unverfrorenheit, Lust wie List, den Stier bei den Hörnern zu packen. Es gibt ja ihr herrliches Buch, ein Lehrbuch für Courage: "Schlage die Trommel und fürchte dich nicht". Es sollte in jeder Schule durchgenommen werden!

Zur "Heldin" fehlte Maria von Maltzan das Tragische. Zur Handfestigkeit nichts.

erk

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