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Berlin: Gefährliche Bürokratie

Notfälle mussten warten, weil Helfer nicht über die Grenze durften

Es ist kurz nach 10 Uhr, als die 46jährige Statikerin Marion Krüger im Juli 2000 plötzlich an ihrem Arbeitsplatz bei der Firma Schwörer Bauindustrie in Ahrensfelde zusammenbricht. Eine Kollegin greift um 10.04 Uhr zum Telefon, wählt den Notruf 112 und ist mit der Berliner Feuerwehr verbunden. Dort erhält sie die Auskunft, dass Berlin nicht zuständig sei und man den Notfall sofort nach Bernau zur verantwortlichen Rettungsstelle weiterleite. Ahrensfelde liegt kurz hinter der Berliner Stadtgrenze.

Der Puls von Marion Krüger ist nicht mehr zu tasten. Kollegen versuchen verzweifelt, sie wiederzubeleben. Um 10.13 Uhr greift eine Mitarbeiterin erneut zum Telefon. „Der Wagen ist unterwegs“, lassen die Brandenburger ihre Berliner Kollegen ausrichten. 25 Minuten nach dem ersten Notruf trifft der Rettungswagen ein. Durch den langen Sauerstoffmangel wurde das Gehirn von Marion Köhler schwer geschädigt. Seitdem ist sie berufsunfähig und pflegebedürftig.

Landesbranddirektor Albrecht Broemme erinnert sich heute nach an diesen Fall. „Wir mussten leider formal handeln, obwohl wir viel schneller hätten helfen können.“ Einsätze außerhalb Berlins seien grundsätzlich an die „zuständige Umleitstelle“ abzugeben, hieß es damals bei der Senatsinnenverwaltung. Seit Mitte der neunziger Jahre bemühte sich dann die Berliner Feuerwehr um eine engere Kooperation mit angrenzenden Landkreisen. Und jahrelang forderten Notärzte einen Staatsvertrag, um Einsätze an der Landesgrenze unbürokratisch zu regeln. Jetzt ist dieser Vertrag unterzeichnet. sib

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