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Berlin: Geiselnehmer muss lange in Haft Gericht verhängte neuneinhalb Jahre

Kurz vor dem Urteil nannte der Bankräuber doch noch ein Motiv. Thomas D.

Kurz vor dem Urteil nannte der Bankräuber doch noch ein Motiv. Thomas D., der zu Beginn des Prozesses seine Taten als „nur dumm“, bezeichnet hatte, brachte die Weltwirtschaftskrise ins Spiel. „Ich wollte die Banken schädigen, weil sie die Krise ausgelöst haben“, sagte der 30-Jährige. Es sei seine „Rache“ gewesen. Doch fürs Gericht war es nur Gier. Drei Banken hatte er überfallen und in Zehlendorf einen Angestellten für etwa zehn Stunden als Geisel genommen, um 500 000 Euro zu erpressen. Neuneinhalb Jahre Haft verhängten die Richter am Mittwoch.

Das Gericht hoffe, dass er in der Haftzeit endlich an einer beruflichen Ausbildung arbeiten und sich bei ihm auch ein Mitgefühl für andere entwickeln werde, hieß es im Urteil. Sein volles Geständnis, Reue und seine Entschuldigungen wurden strafmildernd gewertet. Zudem habe sich Thomas D. bei allen Taten bemüht, Gewalt zu vermeiden. Doch anders als die Verteidigung sahen die Richter keine verminderte Schuldfähigkeit. D. ist laut psychiatrischem Gutachten ein extrem egoistischer Mensch, der gern bewundert wird und groß dastehen möchte, aber nicht bereit ist, sich anzustrengen.

Drei Tage vor Weihnachten 2012 war er in der Filiale der Deutschen Bank an der Potsdamer Straße aufgetaucht. Hinter ihm lagen bereits zwei Banküberfälle in seiner Heimatstadt Wolfsburg. Thomas D. hatte im August 2011 und März 2012 insgesamt 37 000 Euro erbeutet. Auch damals hatte er mit einer Bombe in seiner Tasche gedroht. In Zehlendorf hatte er sich zuvor einen Termin geben lassen. Als er mit einem Berater allein war, verlangte er zunächst 100 000 Euro, drohte mit einer Explosion und einer echt wirkenden Pistole. Als der Berater zum Telefon griff, begann ein Geiseldrama.

Zehn Stunden war seine Geisel in Angst. Er habe viel mit dem Täter gesprochen, beschrieb der 40-Jährige. „Ich dachte, dann fällt es ihm schwerer, mir etwas anzutun.“ D. habe ihm mehrfach versichert, dass es ihm leid tue und es „nicht persönlich“ gemeint sei. Sie hätten über Ehe, Politik, Ethik und Moral geredet, schilderte der Banker. Er habe von sich berichtet und sich zugleich bemüht, nicht zu viel über den Täter zu erfahren. „Seinen Namen blende ich bis heute aus.“ Der Gangster nannte sich „Sascha“.

Der Banker ging kurz nach Weihnachten wieder arbeiten. Es sei für ihn kein Problem gewesen, sagte er. Es schien, als könnte es ihm eher gelingen als den Opfern aus den beiden anderen Überfällen. Kerstin Gehrke

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