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Berlin: Gemeinsam gegen die Einsamkeit

„Miteinander Wohnen“ ist ein Projekt für alte Menschen. Der Verein braucht einen neuen Kleinbus

So groß war die Resonanz noch nie: Fast 270 Vereine und Initiativen haben sich beim Tagesspiegel für die Spendenaktion „Menschen helfen!“ beworben. Wir haben 56 ausgewählt. Heute: ein Hilfsprojekt für alte Menschen.

Weil Ilse Krause vor zwei Jahren ihre alte Wohnung im Wedding aufgeben musste, begann für sie ein neuer Lebensabschnitt. Als die damals 75-Jährige nach Lichtenberg zog, wusste sie nicht, was sie erwarten würde. Doch wo andere alte Menschen nach dem Ortswechsel ihren Lebensmut verlieren, fand die verwitwete Frau den Verein „Miteinander Wohnen“. „Ich war beeindruckt, wie viel für mich getan wurde“, sagt die 77-Jährige, „für jedes kleine Problem gab es Hilfe, zudem konnte ich neue Bekannte finden.“

Über 440 Mitglieder hat die ehrenamtliche Friedrichsfelder Stadtteilinitiative, die meisten leben alleine in kleinen Einzimmerwohnungen, müssen auch deswegen nicht ins Heim, weil es „Miteinander Wohnen“ gibt. Weil sie ihren Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen wollen, ohne zu vereinsamen, helfen sie sich gegenseitig. „Der Fernseher unterhält uns zwar, aber wenn wir zusammenklappen, kann er auch nichts tun“, sagt die 83-jährige Vorsitzende Gudrun Hirche, die den Verein vor 16 Jahren gegründet hat. So helfen die Ehrenamtlichen, viele selbst Senioren, bei täglichen Erledigungen und Behördengängen, besuchen aber auch ältere Menschen ohne Angehörige, damit diese den Kontakt zur Außenwelt nicht verlieren. Gemeinsam trifft man sich im Vereinscafé in der Volkradstraße: Dort wird in Kursen getanzt, Sport getrieben, gesungen oder das Gedächtnis trainiert. So hört man an diesem Vormittag lautes Gelächter aus dem Nebenzimmer; rund zehn Seniorinnen entspannen sich bei ihrem Lachyoga-Kurs.

Auch Ausflüge ins Brandenburger Umland oder innerhalb Berlins bietet der Verein an – da liegt das Problem: Einer der beiden Minibusse ist mit 16 Jahren genauso alt wie der Verein. Der andere macht so viel Dreck – man hofft noch auf eine Ausnahmegenehmigung, um in die Umweltzone fahren zu dürfen. „Wir gehen oft ins Museum oder ins Theater“, erklärt Hirche, „doch mit öffentlichen Verkehrsmitteln wäre der Weg für uns zu beschwerlich.“ Weil öffentliche Zuschüsse und zwei Euro Mitgliedsbeitrag pro Monat nur das Notwendigste abdecken, hofft der Verein jetzt auf Spenden der Tagesspiegel-Leser für einen neuen Kleinbus.

„Hier wird so viel für uns alle getan“, sagt Ilse Krause, „vor allem für diejenigen, die alleine sind.“ Ihr Blick schweift zum festlich geschmückten Tannenbaum, der im Nebenzimmer steht: Heiligabend werden hier etwa 15 Senioren gemeinsam feiern. „Wir sprechen immer über die älter werdende Gesellschaft“, sagt Gudrun Hirche, „so wie bei uns könnte sie aussehen.“ Johannes Kuhn

Spendenaktion Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse, Kto.-Nr.: 2500 30 942, BLZ: 100 500 00. Onlinebanking ist möglich. Bitte notieren Sie Namen und Anschrift, Spendenbelege schicken wir dieses Jahr schneller zu (www.tagesspiegel.de/spendenaktion).

Johannes Kuhn

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