zum Hauptinhalt
Die Polizei in Berlin hat die Wohnung einer Klimaaktivistin durchsucht. (Symbolbild)

© Soeren Stache/dpa

Gerichtschef genötigt?: Polizei durchsucht Berliner Wohnung von „Letzte Generation“-Aktivistin

Lilli G. soll den früheren Präsidenten des Amtsgerichts Tiergarten aufgefordert haben, dass er bewirke, dass ein Urteil gegen sie rechtskräftig werde. Jetzt gab es ein Nachspiel.

Stand:

Die Polizei hat am Mittwochmorgen die Wohnung einer Aktivistin der „Letzten Generation“ in Berlin-Westend durchsucht. Gegen die mittlerweile 24 Jahre alte Klimaaktivistin bestehe der Verdacht der versuchten Nötigung des ehemaligen Präsidenten des Amtsgerichts Tiergarten, teilten die Berliner Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Nach Tagesspiegel-Informationen handelt es sich bei der Frau um Lilli G.

G. soll im vergangenen August den damaligen Präsidenten des Amtsgerichts Tiergarten schriftlich aufgefordert haben, sicherzustellen, dass ein Urteil aus dem Juli gegen sie rechtskräftig werde – damit sie nicht härter bestraft wird. Lilli G. war in diesem Verfahren, zusammen mit anderen, nach einer Farbattacke gegen die Weltzeituhr am Alexanderplatz zu einer Geldstrafe von 180 Tagessätzen zu je zehn Euro verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen das Urteil Berufung eingelegt.

In ihrem Schreiben ließ Lilli G. offen, wie genau der Gerichtspräsident bewirken solle, dass das Urteil bestehen bleibe. Um ihrer Forderung aber Nachdruck zu verleihen, behauptete die 24-Jährige, dem Ehemann der Richterin 25.000 Euro gegeben zu haben, damit die Geldstrafe einen bestimmten Rahmen nicht überschreite und das Urteil vom Juli rechtskräftig werde. Sollte dies nicht geschehen, würde sie die Presse darüber informieren, schrieb sie weiter. Ihre Behauptungen stellten sich als unwahr heraus.

Bei der Durchsuchung fand die Polizei ein Handy. Dieses sei als Beweismittel beschlagnahmt worden und werde anschließend ausgewertet, teilten die Behörden mit.

Anfang Dezember war die Lilli G. zusammen mit einer weiteren Aktivistin der „Letzten Generation“ zu einer Haftstrafe verurteilt worden – vom Amtsgericht Niebüll in Schleswig-Holstein. Die Angeklagten hatten im Juni 2023 auf dem Sylter Flughafen ein Privatflugzeug mit oranger Farbe besprüht. So wollten sie auf klimaschädliche Auswirkungen von Privatflügen aufmerksam machen.

Verurteilt wurden sie nun wegen Sachbeschädigung in Tateinheit mit Hausfriedensbruch. Lilli G. bekam eine Freiheitsstrafe von sieben Monaten. Der Haft wurde nicht zur Bewährung ausgesetzt, weil das Gericht erwartete, dass die beiden solche Aktionen auch künftig durchführen würden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der „Letzten Generation“ zufolge wurde bereits Berufung eingelegt. (mit AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })