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Berlin: Geste der Annäherung: Zum Zuckerfest ist auch der Nikolaus eingeladen

Als Petra Akaraci am Dienstag früh in die Moschee am Columbiadamm wollte, hatte sie keine Chance mehr. Weit über 3000 Gläubige kamen dort am ersten Tag des dreitägigen Zuckerfestes zusammen, mit dem die Muslime das Ende ihres Fastenmonats Ramadan feiern.

Als Petra Akaraci am Dienstag früh in die Moschee am Columbiadamm wollte, hatte sie keine Chance mehr. Weit über 3000 Gläubige kamen dort am ersten Tag des dreitägigen Zuckerfestes zusammen, mit dem die Muslime das Ende ihres Fastenmonats Ramadan feiern. Erst als das große Bayramgebet (Festtagsgebet), das zu vergleichen ist mit der Weihnachtsmesse, gegen 9 Uhr vorbei war, kamen Petra Akaraci und andere Gäste durch. Die Leitung des islamischen Gebetshauses lud erstmals an diesem bedeutenden Tag zu einem Empfang ein. Neben Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Migration der SPD in Neukölln, wie Petra Akaraci, folgten der Einladung auch der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Neukölln, Bernd Szymanski, der türkische Generalkonsul, Aydin Durusoy, Bezirksmitarbeiter und Vertreter der türkischen Gemeinde.

Kinder bekommen in diesen Tagen Süßigkeiten geschenkt, und den Erwachsenen wird heißer Tee mit der süßen Teigware Baklava gereicht, wie an diesem Morgen in der Moschee. Das Ramadanfest am Ende des Fastenmonats ist neben dem Opferfest, das in Erinnerung an das abrahamitische Opferfest gefeiert wird, der höchste religiöse Feiertag im Islam. Wer von den knapp 200000 Muslimen in der Stadt in diesen Tagen nicht arbeiten muss, wird seine Zeit mit Gästen zu Hause verbringen, oder er wird selber Freunde und Verwandte besuchen, wie in islamischen Ländern üblich. Doch auch in Berlin wird das Fest in diesem Jahr stärker öffentlich wahrnehmbar sein – als Geste der Annährung zwischen Muslimen und Christen. Am Dienstag startete das erste Nikolaus-Zuckerfest in Neukölln. Der Empfang in der Moschee war der Auftakt dazu, am Nachmittag gaben Musikschüler des türkischen Konservatoriums in Berlin im Hertie-Haus in der Karl-Marx-Straße ein Konzert.

Zudem gibt es ab Mittwoch im Rathaus eine türkische Bilderausstellung, und im Heimatmuseum wird der Abend am kommenden Montag bei der laufenden Ausstellung „Neuköllner Familien“ im Zeichen der Migrantenfamilien stehen. Organisiert wird dieses Ereignis von türkischen und deutschen Geschäftsleuten aus dem Bezirk und der SPD-Neukölln. Wenn am Sonnabend der Weihnachtsmarkt rund um den Rathaus offiziell eröffnet, wird dagegen alles im Zeichen des christlichen Festes stehen. Zwischen Karl-Marx- und Flughafenstraße werden Nikolausmänner und junge Türken in traditionellen türkischen Kostümen die Kinder nach Gedichten befragen. Der Abschluss der gemeinsamen Festtage findet am 6. Dezember in der Hugenottenkirche „Herrnhuter Brüdergemeine“ in der Kirchgasse 44 in Rixdorf statt. Dabei wird auch ein Vertreter des muslimischen Glaubens anwesend sein.

Suzan Gülfirat

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